Spurensuche:Innere Werte

Die Phantastische Reise

Das Boot in "Die phantastische Reise" (1966) wurde auf Bakteriengröße geschrumpft.

(Foto: SZ Photo)

Als 1966 der Film "Die phantastische Reise" entstand, war das noch Science-Fiction. Inzwischen arbeitet die Wissenschaft an winzigen Medizin-Robotern.

Von Susan Vahabzadeh

Soll doch keiner sagen, dass Träume immer nur Schäume sind. Das Kino hat sich schon manches Mal etwas zusammenfantasiert und damit vielleicht sogar die Wissenschaft auf Ideen gebracht. Japanische Forscher arbeiten beispielsweise derzeit an winzigen Robotern, die man runterschluckt, um fälschlich Heruntergeschlucktes zurückzuholen - Batterien beispielsweise. Die Erfindung ist schon recht weit gediehen, und Ziel ist es, dem kleinen Ding sogar beizubringen, innere Verletzungen zu versorgen. Gut: Ganz so hat es sich Richard Fleischer in "Die phantastische Reise" 1966 nicht ausgemalt. Er plante mit Menschen in Menschen, ein geschrumpftes Team von Wissenschaftlern. Aber ihre Mission ist schon ungefähr jene, welche auch der Roboter hat.

"Die phantastische Reise" führt nach innen, ein Science-Fiction, in dem das Kino sich vorstellt, die Wissenschaft hätte unsere Körper eines Tages ganz in Griff. Der Film spielt gar nicht in der Zukunft, er spielt im Kalten Krieg, ein Forscher aus dem Osten ist übergelaufen und im Westen will man unbedingt wissen, was er fast mit ins Grab nimmt - er ist schwer verletzt, in seinem Hirn hat sich ein Blutgerinnsel gebildet. Einfach operieren kann man nicht, aber es gibt eine ganz neue Erfindung: Man kann jetzt alles schrumpfen. Und deswegen werden Dr. Duval (Arthur Kennedy), seine Assistentin Cora (Raquel Welsh), ein weiterer Arzt und ein Agent in Miniaturen verwandelt, die in einem mikrobengroßen U-Boot losfahren, um den Mann von innen zu operieren. Dabei gibt es allerhand Hindernisse, nur eines davon ist ein feindlicher Agent an Bord. Das Team steigt manchmal aus, und einmal wird Raquel Welsh von Antikörpern geschnappt.

Ach, es ist herrlich, wenn das kleine U-Boot durch die Adern rauscht, durch ein Meer roter Blutplättchen, wenn es sich in die Lunge aufmacht und an wunderbaren blauschimmernden Bläschen vorbeischwebt, die mindestens so wundersam sind wie die fremden Wälder in "Avatar" - aber das wirkt eben alles so künstlich, als habe man sich gar nicht um Naturalismus bemüht; und die fremde Welt sind wir selbst. Schade, dass der kleine Roboter nur eine Maschine sein wird und nicht so staunen kann wie Dr. Duval und Cora über die Schönheit da drinnen. In der Logik von "Die phantastische Reise" könnte das nie ein Roboter lernen, denn das größte aller Wunder ist der Mensch an sich.

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