Springer-Verlag: Kostenlose Zeitung:Die Aufregung ist da

Keine Gratis-Zeitung sondern "eine Art Leseprobe": Springer lässt in Berlin einen kostenlosen Wochentitel mit redaktionellen Inhalten verteilen.

Caspar Busse

Von Samstag kommender Woche an werden viele Berliner Briefkästen noch voller sein. Dann nämlich sollen rund eine Million Haushalte in der Hauptstadt eine neue Wochenzeitung aus dem Hause Axel Springer erhalten, die von den Zustellern der Deutschen Post kostenlos verteilt werden wird. Sie wird ein redaktionelles Produkt sein, also nicht unter den Begriff Werbung fallen, und kann deshalb überall eingeworfen werden. Wie Springer am Freitag mitteilte, wird die Zeitung einen Umfang von 16 Seiten haben, im halben Zeitungsformat, als sogenanntes Tabloid, und unter dem bekannten Zeitungskopf der Berliner Morgenpost erscheinen.

Springer-Verlag: Kostenlose Zeitung: Das erklärte Ziel von Springer ist es, neue Leser für die Berliner Morgenpost zu gewinnen.

Das erklärte Ziel von Springer ist es, neue Leser für die Berliner Morgenpost zu gewinnen.

(Foto: Foto: ddp)

Die Aufregung in der Zeitungsbranche ist da, denn manche fürchten, Springer könnte damit den Markt für Gratiszeitungen testen und möglicherweise bald mit einem täglichen kostenlosen Titel auf den Markt kommen. In anderen europäischen Märkten, etwa in der Schweiz oder in Skandinavien, sind Gratiszeitungen bereits weit verbreitet und erfolgreich.

In Deutschland jedoch konnten die etablierten Verlage solche Produkte bisher verhindern. Auch Springer selbst hatte immer wieder betont, man habe fertige Abwehrprodukte in der Schublade, sollte jemand mit einer Gratiszeitung in Deutschland auf den Markt kommen. Diese könnten nämlich in erster Linie Boulvardzeitungen, allen voran Springers Bild, treffen.

"Das ist ein neuartiges Konzept eines Anzeigenblatts, definitiv keine Gratiszeitung", betonte dazu ein Springer-Sprecher am Freitag. Der Konzern habe nicht die Absicht, in den Markt für Gratiszeitungen einzusteigen. In der Tat ist das neue Produkt, das den Namen Berliner Morgenpost Wochenend-Extra tragen soll und zeitlich unbefristet ist, auch keine Zeitung mit einer eigenen Redaktion im engeren Sinne. Veröffentlicht werden den Planungen zufolge bereits erschienene Artikel aus der Berliner Morgenpost der abgelaufenen Woche, es soll eine Art "kostenlose Leseprobe" sein, heißt es.

Zu den Texten soll es auf mehreren Seiten eine Vielzahl von Serviceelementen für den Leser geben, aufgeteilt nach den einzelnen Berliner Bezirken. Ziel sei es, neue Leser für die Berliner Morgenpost zu gewinnen, teilt Springer mit. Diese leidet wie die meisten Berliner Tageszeitungen unter Auflagenverlusten. Zuletzt vertrieb die Springer-Zeitung, die eng mit der Welt zusammenarbeitet, im Durchschnitt 147000 Exemplare, die Zahl der Abos lag bei 89000. Das neue Produkt soll sich vollständig über Werbung finanzieren, und sei kein Zuschussobjekt. In der ersten Ausgabe gebe es bereits zwei verkaufte Anzeigenseiten. Für die Inhalte sei die Redaktion der Berliner Morgenpost zuständig.

Der Berliner Zeitungsmarkt ist stark umkämpft. Neben der Berliner Morgenpost erscheinen Tagesspiegel (Holtzbrinck), taz, Welt und Berliner Zeitung des britischen Investors David Montgomerys. Zudem gibt es die Boulevardzeitungen Bild, B.Z. und Berliner Kurier.

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