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Sprachkultur:"Jamaika-Aus" ist das Wort des Jahres

  • Der Begriff stehe nicht nur für die schwierige Regierungsbildung im Bund, sondern sei auch sprachlich interessant, erklärte die GfdS in Wiesbaden.
  • Auf den Plätzen zwei und drei folgen "Ehe für alle" und "#MeToo".

"Jamaika-Aus" ist das Wort des Jahres. Das gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden bekannt.

Der Begriff stehe nicht nur für die schwierige Regierungsbildung, sondern sei auch sprachlich interessant, erklärte die GfdS. Auf dem zweiten Platz landete "Ehe für alle", dahinter "#MeToo".

Der Name des Staates Jamaika habe in Deutschland eine neue Bedeutung bekommen, weil die Farben seiner Flagge für schwarz-gelb-grüne Koalitionen stünden. Außerdem sei die Aussprache eingedeutscht worden. Mit dem Zusatz "Aus" werde umgangssprachlich auf das erfolglose Ende der Sondierungsgespräche zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen verwiesen.

"Ehe für alle" beschreibt die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Dabei könne der Ausdruck auch falsch interpretiert werden, denn "alle" würde beispielsweise auch Kinder umfassen, sagte der GfdS-Vorsitzende Peter Schlobinski. Die Bedeutung des Begriffs "Ehe" sei mit der neuen Regel erweitert worden. Mit dem Internet-Schlagwort "#MeToo" prangern Frauen weltweit sexuelle Übergriffe an. Auslöser für die Kampagne im Herbst 2017 waren Vorwürfe gegen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein.

Auf den weiteren Plätzen sind "Obergrenze", "Diesel-Gipfel" und "Videobeweis"

Auf den weiteren Plätzen der Liste landeten unter anderem "Obergrenze", "Diesel-Gipfel" und "Videobeweis". Auch ein Begriff ohne erkennbare Bedeutung ist darunter: "covfefe". US-Präsident Donald Trump nutzte das Wort in einem Tweet.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache kürt seit 1971 einen Begriff, der das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben besonders geprägt und die öffentliche Diskussion dominiert hat. Eine Jury, bestehend aus dem Hauptvorstand der Gesellschaft und ihren wissenschaftlichen Mitarbeitern, erstellt am Jahresende eine Rangliste mit zehn Wörtern, an deren Spitze das "Wort des Jahres" steht. Mehr als tausend Vorschläge sammelt die Gesellschaft für deutsche Sprache Jahr für Jahr aus Medienberichten oder privaten Einsendungen.

Bei der Entscheidung geht es laut der GfdS darum, "den sprachlichen Nerv des Jahres zu treffen". In den vergangenen Jahren wurden "postfaktisch", "Flüchtlinge", "GroKo", "Rettungsroutine", "Stresstest" oder "Wutbürger" zu den Wörtern des Jahres gewählt.

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