Das "Unwort des Jahres 2017" ist "Alternative Fakten". Das gab die Jury der Sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres am Dienstag in Darmstadt bekannt. Sie besteht aus vier Sprachwissenschaftlern, einem Journalisten und in diesem Jahr zusätzlich einer Streetart-Künstlerin.
Die Bezeichnung sei "der verschleiernde und irreführende Ausdruck für den Versuch, Falschbehauptungen als legitimes Mittel der öffentlichen Auseinandersetzung salonfähig zu machen", erklärte die Jury.
Geprägt hat den Ausdruck Kellyanne Conway, eine Beraterin von US-Präsident Donald Trump. Sie benutzte ihn, um die Behauptung zu stützen, dass zur Amtseinführung von Trump mehr Zuschauer gekommen seien, als jemals zuvor bei anderen Amtseinführungen anwesend waren - auch wenn sich das mit Hilfe von Videoaufnahmen leicht widerlegen ließ.
"Alternative Fakten" sei auch in Deutschland zum Sinnbild für besorgniserregende Tendenzen im öffentlichen Sprachgebrauch geworden, so die Jury. Vor einem Jahr war "Volksverräter" zum Unwort des Jahres bestimmt worden.
Sprache:Volksverräter, ein Unwort im wörtlichen Sinne
Diejenigen, die den Ausdruck "Volksverräter" verwenden, entlarven sich selbst. In mehrfacher Hinsicht. Warum die Wahl zum Unwort des Jahres eine gute Entscheidung ist.
In diesem Jahr wird das "Unwort des Jahres" zum 27. Mal seit 1991 bestimmt. Die Sprachkritische Aktion möchte damit auf unangemessene Formen des öffentlichen Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch Sprachreflexion und Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern. Es können Vorschläge aus allen Feldern der öffentlichen Kommunikation eingesandt werden, die gegen das Prinzip der Menschenwürde oder gegen Prinzipien der Demokratie verstoßen, die einzelne gesellschaftliche Gruppen "diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend sind". Die betreffenden Wörter und Formulierungen müssen öffentlich geäußert worden sein und eine gewisse Aktualität besitzen. Außerdem soll der Äußerungskontext allgemein bekannt und von den Einsendern belegt werden. Die Häufigkeit der Einsendung eines Vorschlags spielt dagegen keine Rolle für die Entscheidung der Jury.
"Unwörter" der vergangenen Jahre waren "Volksverräter" (2016), "Gutmensch" (2015), "Lügenpresse" (2014) und "Sozialtourismus" (2013). Die Initiative war 1991 von dem Frankfurter Germanistikprofessor Horst Dieter Schlosser gegründet worden.
Seit 2011 ist die Sprachwissenschaftlerin Nina Janich von der Technischen Universität Darmstadt Jury-Sprecherin. Weitere Mitglieder sind die Sprachwissenschaftler Jürgen Schiewe (Universität Greifswald), Kersten Sven Roth (Universität Düsseldorf), Martin Wengeler (Universität Trier), der freie Publizist Stephan Hebel. In diesem Jahr wurde die Jury durch die anonym arbeitende Streetart-Künstlerin Barbara ergänzt.