Sprache der Gegenwart
Platz 1: Swag
Lustige Wörter wie Körperklaus, Gesichtsbuch oder Zwergenadapter wären zur Auswahl gewesen, doch die Langenscheidt-Jury kürte ein anderes zum "Jugendwort des Jahres": Swag. What? Das Rennen ist entschieden: "Swag" ist für den Langenscheidt-Verlag und seine Jury das "Jugendwort des Jahres 2011". Der Ausdruck aus der Rapmusik (im Bild US-Rapper Kanye West) stehe für eine "beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung", wie der Verlag verrät. Für alle, die diesen Begriff noch nie gehört haben, zum Troste: Womöglich war die Jury, in der unter anderem Jugendliche sitzen, froh, einen Begriff gefunden zu haben, den wirklich nur Jugendliche kennen. Platz 1 also für den beneidenswerten Swag. Knapp auf Platz 2 gelandet: Text und Bildauswahl: Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de
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Platz 2: Epic Fail
Fail /Epic Fail grober Fehler, Versagen Ein typisches Beispiel aus 2011: 489 Tage lang war er im Amt - einen nicht unerheblichen Teil davon um dasselbe kämpfend. Am Ende hatte der Verteidigungsminister nur noch wenig Gelegenheit, sich um Deutschlands Verteidigung zu kümmern - dafür umso mehr, um sich um seine eigene zu sorgen. Wegen der groben Fehler in seiner Doktorarbeit, beziehungsweise fragwürdiger Plagiats-Passagen, und seinem Umgang in der Öffentlichkeit damit (er hatte die Vorwürfe anfangs großspurig als "absurd" abgetan) musste er schließlich zurücktreten - um nun, mit ein paar Kilo mehr auf den Rippen, von den USA aus über die "Führungskrise" in Deutschland und Europa zu meckern. Kurz darauf stellt die Staatsanwaltschaft gegen eine Geldbuße ihre Ermittlungen ein. Für viele ein klarer Fall von: Epic Fail. Nach zwei englischen Begriffen landen auf den weiteren Plätzen die deutschen:
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Platz 3: Guttenbergen
Guttenbergen abschreiben Noch mal Guttenberg. War aber auch zu eindrucksvoll, das Schauspiel. Und es scheint sich fortzusetzen. Nach dem Freiherrn von der CSU mussten auch Jorgo Chatzimarkakis und Silvana Koch-Mehrin (beide FDP) ihre Doktorgrade von ihrer Uni überprüfen lassen. Sie wurden ebenfalls entzogen, weil ihnen nachgewiesen wurde, dass die Texte bis zu 50 Prozent abgeschrieben waren. Allein Koch-Mehrin kämpft im Moment noch darum, ihren Titel behalten zu dürfen. Und Guttenberg selbst kämpft sich gerade zurück ins politische Geschehen. The show must go on.
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Platz 4: Körperklaus
Körperklaus Tollpatsch, Grobmotoriker Ausgerechnet die Sendung "Germany's Next Topmodel" brachte es ans Licht: Man kann umwerfend aussehen - und trotzdem ein "Körperklaus" sein. Zumindest bezeichnete sich eine Kandidatin der diesjährigen Staffel fortlaufend als solcher, und legte darüber ein ums andere Mal vor der feixenden Jury (im Bild Heidi Klum) eindrucksvoll Zeugnis ab, indem sie vor ihr tanzte. "Da weiß der Fuß nicht, was der Arm macht", beschrieb die sympathisch unterperformende Marie-Luise (leider nicht im Bild) sich selbst. Was die Jury dazu zu sagen hatte, wollen wir lieber nicht wiedergeben. Das war nämlich das wirklich Peinliche an dieser Vorstellung. Trotz allem: "Körperklaus" war ein heißer Anwärter auf das "Jugendwort des Jahres 2011" - und landete auf Platz 4.
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Platz 5: Googeln
Googeln suchen - nicht nur im Internet Nach irgendetwas sucht man ja immer - und da sich das echte und das Netz-Leben der nachwachsenden Generationen immer weiter ineinander verschränken, war es nur eine Frage der Zeit, bis erste Begriffe aus der digitalen Welt in den analogen Alltag hineinwachsen. Mehr dazu hier. Im Bild sucht übrigens ein Sprengstoffspürhund bei Fußballfans nach Pyrotechnik. Sozusagen ein Google-Hund. Platz 5 für den Übergriff vom Internet auf das echte Leben.
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Bitchmove
Und weil es so schön war, hier noch einmal der Rest der 15 Finalisten in alphabetischer Reihenfolge. Welches wäre Ihr persönliches Lieblingswort gewesen? Stimmen Sie mit ab! Bitchmove hinterhältige Aktion Erst soll sie sich an den verheirateten Ben Affleck rangeschmissen, dann dem Model Bar Refaeli den Lover Leonardo DiCaprio ausgespannt haben und nun der ohnehin von der Männerwelt arg enttäuschten Sandra Bullock auch noch Ryan Reynolds aus den verzweifelten Fingern gerissen haben: Schauspielerin Blake Lively (im Bild mit dem Kollegen Reynolds, mit dem sie nun angeblich zusammenzieht) gilt dem Hollywood-Tratsch als männermordender Vamp. Was davon PR ist und ihrer Rolle als "Gossip Girl" in der gleichnamigen US-Serie entlehnt und was real, ist schon fast egal: Einem echten "Bitchmove" käme jede einzelne dieser Aktionen jedenfalls ziemlich nahe.
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Fjeden
Fjed(e)n auf jeden Fall Es fing an mit der manchmal leicht ironisch gemeinten aber auf jeden Fall grassierenden Verwendung des Begriffs "Auf jeden Fall", der sich schon vor ein paar Jahren anschickte, langweiligere Begriffe der Zustimmung wie "ja", "sicher" oder "natürlich" zu ersetzen. Inzwischen ist die Phrase mit der Betonung auf "jeden" schon so massendeckend in den Sprachgebrauch der Jugend übergegangen, dass auf jeden Fall fast jeder weiß, was gemeint ist, wenn es heißt: Fjeden.
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Gesichtsbuch
Gesichtsbuch Facebook Endlich mal eine gelungene Wort-für-Wort-Übersetzung eines englischen Begriffes in den deutschen Sprachgebrauch mit dem Nebenbei-Charme, eine Massenhysterie mit dem Mittel der Ironie darauf zurechtzustutzen, was ihrer eigentlichen Bedeutung näherkommt. Man kann das "Gesichtsbuch" außerhalb seines andauernden Hypes ruhig mal als das betrachten, was es eben auch ist: eine Turbo-Ausgabe dessen, was man früher Poesiealbum nannte, nur eben mit Gesichtern. Trotz alledem: Mitbegründer Marc Zuckerberg (im Bild) wird mit seinem Gesichtsbuch wohl in die Geschichtsbücher eingehen.
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Hausfrauenpanzer
Hausfrauenpanzer schicker Geländewagen, SUV Desperate Housewife meets Mini-Parklücke: Zu oft wohl musste schon von Jugendlichen mitangesehen werden, wie Mutti sich hilflos mit dem zu Unrecht großen Wagen beim Shoppen durch den Großstadtdschungel kämpfen musste. Der kriegerische Ausdruck "Panzer" und die leicht diskriminierende Geschlechterzuschreibung seien deshalb verziehen.
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Jackpot
Jackpot genial, toll Den Jackpot des Jahres 2011 hat vor allem eine abgeräumt: Die Rolle des Lebens spielen (Portman hatte schon Tanzunterricht und wollte Ballerina werden, bevor sie an die Schauspielerei auch nur dachte), dabei den Traummann kennenlernen (Tanzlehrer Benjamin Millepied wurde während der Dreharbeiten zu ihrem Lebensgefährten), dabei schwanger werden - und dann auch noch den Oscar für das Gesamtkunstwerk und die Hauptrolle in dem Film Black Swan abräumen: Das soll Natalie Portman erst mal eine(r) nachmachen. Jackpot eben.
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Hobbylos
Hobbylos nutzlos, sinnlos Wir wollen nicht persönlich werden und Daniela Katzenberger zu einer "hobbylosen" Persönlichkeit erklären - wohl aber zum Beispiel die Show, die ebendiese Person kürzlich zur "nervigsten Deutschen des Jahres" gewählt hat: Die Sendung "Die nervigsten Deutschen" auf Pro 7, zusammen mit ihren Brüdern und Schwestern à la "Die größten Hits der siebziger Jahre aus Sicht eines Moderators, den keiner kennt und der damals noch nicht auf der Welt war" oder "Die nostalgischsten DDR-Gewohnheiten, die sich jemand vorstellen kann, der die DDR schon immer gehasst hat" auf anderen privaten Sendern, sind wunderbare Synonyme für den Jugendsprachen-Begriff "hobbylos". Denn wer so was ernsthaft guckt, hat wohl wirklich keine anderen Hobbys.
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Karussellfleisch
Karussellfleisch Döner Um gefährlichen Konnotationen gleich einen Riegel vorzuschieben: Hier geht es nicht um die sogenannten "Döner-Morde" - ein Begriff übrigens, der sich wohlbemerkt nicht aus der Jugendsprache, sondern aus der Schlagzeilen-Sprache in die Umgangssprache gedrängelt hat, rund um den noch aufzuarbeitenden Terror von rechts und den damit in Zusammenhang stehenden Morden an vor allem türkischen Mitbürgern. Wir wollen an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen: Es wurden keine Döner ermordet, sondern Menschen. Sprache kann ziemlich grausam sein. Und sollte so nicht verwendet werden. Viel passender und etwas harmloser dagegen der Begriff, den die Jugend dem Dönerfleisch verpasst, das da so annähernd heiter am Dönerspieß seine Runden dreht: Karussellfleisch. Auch ein Euphemismus, aber nicht ganz so pietätlos.
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Laser
Laser super, heftig, abgefahren "Voll Laser, wie du hier abgehst", heißt eine Zeile aus dem bisherigen One-Hit-Wonder-DJ-Duo "Laserkraft 3D", das mit dem Titel "Nein, Mann!" 2010 große Erfolge in der Clubszene feierte. Und schon findet es Eingang in Langenscheidts Wörterbuch der Jugendsprache 2012 (das übrigens für 3,99 Euro bereits im Handel zu haben ist). Voll Laser.
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Rubbeldiekatz
Rubbeldiekatz extrem schnell Gab es das nicht schon mal? Und gibt es ernsthaft Jugendliche, die das Wort "Rubbeldiekatz" heute noch oder wieder verwenden? Wenn ja, wäre das eine hübsche Reminiszenz an die sechziger, siebziger und achtziger Jahre, als das Wort ebenfalls schon vereinzelt im natürlichen Sprachgebrauch der Deutschen anzutreffen war. Inzwischen sind Katzen, vor allem die häuslichen unter ihnen, zwar mittels Überzüchtung eher lahmer geworden als schneller. Das Wort selbst funktioniert aber offenbar immer noch, wie schön. Unter anderem als Titel für einen aktuell im Kino anlaufenden Film: Am 15. Dezember startet mit Rubbeldiekatz eine Komödie von Detlev Buck, in der sich Matthias Schweighöfer in eine Frau verwandelt, um in Hollywood Erfolg zu haben, sich dabei aber leider in seine Filmpartnerin Alexandra Maria Lara verliebt. Schwierige Sache, das. Vor allem, weil Detlev Buck hier ein Drehbuch der "Einohrhasen"- und "Zweiohrküken"-Autorin Anika Decker adaptiert. Aber wir wollen nicht vorschnell urteilen. Kein Rubbeldiekatz-Schiedsspruch an dieser Stelle. Auch im Fußball ist das Wort in 2011 wieder aufgetaucht, wenn auch in anderer Schreibweise: als Meisterhymne des BVB Dortmund, "Rubbeldikatz am Borsigplatz". Hossa!
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Zwergenadapter
Zwergenadapter Kindersitz Zum Schluss noch ein hübscher Mix aus der digitalen und der analogen Sprachwelt: Mit dem richtigen "Zwergenadapter" sitzt das kleine Geschwisterlein fast so fest im Sattel wie der USB-Stick im Mobilephone des hoffentlich nicht gleichzeitig fahrenden und surfenden Jugendlichen. Zur Erinnerung: 2011 war "Niveaulimbo" der Sieger, in den Jahren davor wurden "hartzen" und "Gammelfleischparty" zu den Jugendworten des Jahres gewählt. Der Wettbewerb wurde 2008 ins Leben gerufen.
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Phosphatstange
Für Sprachliebhaber und Erwachsene, die endlich verstehen wollen, was die lieben kleinen Adoleszenten den ganzen Tag brabbeln, hier noch ein paar bemerkenswerte Ausdrücke aus dem aktuellen Wörterbuch der Jugendsprache - allesamt Jugendwörter, die nicht in die engere Auswahl gekommen sind. Viel Spaß! Phosphatstange Bratwurst
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Schnippelfee
Schnippelfee Friseurin
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Erzeugerfraktion
Erzeugerfraktion Eltern
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Lame
Lame langweilig
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Katheterpeter
Katheterpeter Krankenpfleger
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Fressnarkose
Fressnarkose Mittagsschlaf