Süddeutsche Zeitung

Spielplan:Auf in die nächste Saison!

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Das Staatstheater am Gärtnerplatz erfährt gerade einen rekordverdächtigen Zuspruch und bleibt seiner Linie treu

Von Egbert Tholl

Die Zahl ist natürlich ungemein beeindruckend. In der laufenden Saison, Stand 24. April 2018, beträgt die Auslastung des Staatstheaters am Gärtnerplatz 97,98 Prozent. 99 994 Karten wurden verkauft, 13 847 an junge Leute. Dazu meint Intendant Josef E. Köpplinger: "So realistisch bin ich schon, dass ich nicht weiß, wie lange die Neugierde an diesem Haus anhält." Gemeint ist damit, dass seit Monaten alle ins Gärtnerplatztheater rennen, weil das fünfeinhalb Jahre nicht möglich war und alle sehen wollen, wie das renovierte Haus ausschaut. "Renoviert" ist übrigens ein ambivalenter Begriff: Inzwischen habe man genug Erfahrung, um auch den 16. Feueralarm zu bewältigen, der kommen wird, weil die Feuermelder und die Lüftung immer noch auf Kriegsfuß stehen. Die hohe Auslastung empfindet Köpplinger durchaus als Bürde; wie werde man reagieren, wenn es in einem Jahr nur noch 89 Prozent sein werden?

Kaum zu befürchten. Die Mischung der Neuproduktionen und die beeindruckende Summe der Übernahmen ergeben eine große Bandbreite an Repertoire. Publikumsrenner wie "Pumuckl", "Priscilla", oder "Tschitti Tschitti Bäng Bäng" kommen wieder. Das größte Wagnis ist vermutlich die Eröffnungspremiere am 11. Oktober 2018, Gottfried von Einems "Dantons Tod". Köpplinger hat das Werk gerade an der Wiener Staatsoper inszeniert; bevor die Anfrage dafür kam, habe er bereits für München Günter Krämer als Regisseur engagiert. In der Saison 2018/19 wird es drei Uraufführungen (eigentlich vier, nimmt man das umtriebige Kindertheater hinzu) geben: Das Ballett "Atlantis" von Ballettchef Karl Alfred Schreiner, die Revueoperette "Drei Männer im Schnee" von Thomas Pigor und drei weiteren Komponisten, die in Ausschnitten klingt wie Max Raabe, also nach 20er/30er Jahre, und "Momo". Die Musik dafür schreibt als Auftragswerk Wilfried Hiller, auf dessen Homepage man nachlesen kann, dass er dies schon zwei Mal getan hat, einmal für das Düsseldorfer Marionettentheater und 2013 für den Kultursommer Garmisch-Partenkirchen. Neu ist allerdings das Libretto von Wolfgang Adenberg. Dazu: Henzes "Der junge Lord", Ravels "L'heure Espagnol", "La Bohème", Prokofjews "Romeo und Julia"-Ballett und Bernsteins "On the Town, ein Austausch mit dem Theater St. Gallen, das im Gegenzug "Priscilla" ausleiht.

Ein Spielplan, der Köpplingers Satz, "wir haben dafür zu sorgen, dass die Gesellschaft nicht nur spießig ist", durchaus gerecht wird.

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Quelle:
SZ vom 28.04.2018
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