Spielfilmtipps zu Fronleichnam:Sündig, aber gut

An Fronleichnam läuft im Fernsehen nichts, was vom Kirchgang abhalten könnte - zumindest nicht bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Die Sünde steckt diesmal im Spartenprogramm.

Marc Felix Serrao

Ist das Privatfernsehen der Antichrist? Der Verdacht drängt sich jedem auf, der an Weihnachten, Ostern oder Pfingsten ins Programm schaut.

Jedes Mal, wenn die Christen ein Fest feiern, geben sich die großen kommerziellen Sender Mühe, sie von Gebet und Einkehr abzuhalten. Das Gewissen mag schlecht sein, doch die Filme sind gut. Und entsprechend beliebt - so dass sich der Münchner Erzbischof Reinhard Marx zu Ostern veranlasst sah, die Sender zu ermahnen.

Nun, am Fronleichnamsfest, scheint die Botschaft angekommen zu sein: Es läuft nichts, was vom Kirchgang abhalten könnte - zumindest nicht da, wo es sonst läuft. Die Sünde steckt diesmal im Spartenprogramm.

Komödiantisches Talent

Den Anfang macht Kopfüber in die Nacht (Das Vierte, Mittwoch, 20.15 Uhr). Jeff Goldblum, dessen komödiantisches Talent nicht genug gewürdigt werden kann, spielt in diesem Film von 1985 Ed Okin, einen Dussel mit Schlafstörungen.

Ed wird von seiner Frau betrogen und kriegt auch sonst wenig auf die Reihe. Eines Tages springt Diana (Michelle Pfeiffer) in sein Auto und brüllt: "Gib Gas!" Eine Verfolgungsjagd startet, bei der Smaragde, persische Geheimagenten und, natürlich, die Liebe eine Rolle spielen.

Weniger turbulent, aber unbedingt sehenswert ist Cocktail für eine Leiche (RBB, Mittwoch, 22.35 Uhr). In dem Thriller aus dem Jahr 1948 erzählt Alfred Hitchcock die Geschichte zweier Studenten, die das perfekte Verbrechen begehen wollen. Sie töten einen Kommilitonen und bitten danach zu einer eleganten, kleinen Feier.

In einem einzigen Raum

Auch Professor Rupert Cadell (James Stewart) kommt, der die beiden mit einem Vortrag über die Kunst des Mordens erst auf die Idee gebracht hatte. Der Film spielt in einem einzigen Raum und ist furchtbar spannend.

Etwas jünger, aber ebenfalls meisterhaft erzählt ist Robert Bentons mit fünf Oscars gekröntes Trennungsdrama Kramer gegen Kramer aus dem Jahr 1979 (BR, Donnerstag, 21.30 Uhr). Dustin Hoffman spielt Vati am Rande des Nervenzusammenbruchs, Meryl Streep die Frau, die ihn verlässt. Muss man mehr sagen?

Um nicht nur in der Vergangenheit zu schwelgen, zum Schluss noch drei jüngere Filme, die sich lohnen: Hotel Ruanda (3sat, Donnerstag, 22.45 Uhr) basiert auf der wahren Geschichte eines Hoteldirektors (grandios: Don Cheadle), der während des Völkermords 1994 in Ruanda 1268 Menschen das Leben rettete.

Durch das schöne Montana

Don't Come Knocking (Arte, Donnerstag, 21 Uhr) begleitet den verlebten Westernstar Howard Spence (Sam Shepard) auf der Suche nach seinem Sohn durch das schöne Montana. Regie führte zwar Wim Wenders, aber Landschaft und Schauspieler (unter anderen Jessica Lange und Tim Roth) sind ein Genuss.

Bleibt Before Sunset. Der Film von 2004 ist die gelungene Fortsetzung der Romanze Before Sunrise (1995). Richard Linklater spinnt die Geschichte von Jesse (Ethan Hawke) und Celine (Julie Delpy) weiter, die sich einst trafen, einen Tag und eine Nacht in Wien teilten und sich dann wieder aus den Augen verloren. Jahre später ist es Paris, die beiden sind erwachsen, und wenn der Film endet, will man Édith Piaf hören und Französinnen küssen (Tele5, Donnerstag, 20.15 Uhr).

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