Spektakel:Asche zu Asche

Die Asche des 1984 gestorbenen amerikanischen Schriftstellers Truman Capote wird am 24. September in Los Angeles versteigert. Der Einstiegspreis für das Los 517, eine unscheinbare Holzkiste, liegt bei nur 2000 Dollar.

Von Sofia Glasl

Der spitzzüngige Schriftsteller und Essayist Gore Vidal bezeichnete den Tod des mindestens so spitzzüngigen Schriftstellers Truman Capote einmal als wirklich schlauen Karriereschritt. Heute kann man auf jeden Fall sagen, dass Capotes Ableben seinem Ruf als ewigem Paradiesvogel der New Yorker Gesellschaft nicht abträglich war: Die Asche des Meisters wurde zwischen seinem Lebensgefährten Jack Dunphy und Joanne Carson, der Exfrau der Late-Night-Show-Legende Johnny Carson, aufgeteilt - in ihrem Haus war Capote 1984 gestorben. Im selben Jahr wurde Carsons Ascheanteil während einer Halloweenparty gestohlen, tauchte kurz darauf jedoch wieder auf, um während eines Theaterstücks für Capotes Urne - das gab es tatsächlich - wieder entwendet zu werden. Der Dieb kam jedoch nicht weit. 2013 erhielt die Urne eine Einladung zur Eröffnung der Musical-Version von "Frühstück bei Tiffany's", Carson lehnte aus Angst vor einem neuen Diebstahl dankend ab.

Im vergangenen Jahr ist Joanne Carson gestorben, ihr Nachlass soll nun am 24. September in Los Angeles versteigert werden - von Julien's Auctions, die sich auf Memorabilia von Stars und sonstigen strahlenden Gestalten der Öffentlichkeit spezialisiert haben. Der Einstiegspreis für das Los 517, eine unscheinbare Holzkiste, liegt bei gerade einmal 2000 Dollar. Nicht nur dem Auktionshaus ist zu wünschen, dass es dabei nicht bleibt. Denn auch wenn Capote laut Auktionator Darren Julien an dem Verkauf seine Freude gehabt hätte, hätte er sich bestimmt einen etwas höheren Erlös gewünscht. Asche zu Asche. Wo sich im Übrigen die andere Hälfte der Asche befindet, ist nicht überliefert.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: