Film "Space Sweepers" auf Netflix:Per Müllsammler durch die Galaxis

Space Sweepers Netflix

Dem wilden Haufen auf der "Victory" zuzusehen, macht Spaß - trotz einer Handlung nach dem Baukastensystem.

(Foto: Netflix)

"Space Sweepers" ist die erste Weltraum-Oper aus Südkorea. Was macht das derzeit interessanteste Kinoland der Welt aus diesem Genre?

Von Martina Knoben

Im Jahr 2092 ist der Himmel voller Müll. Vom Netz genommene Satelliten und Raumschiffwracks treiben unberechenbar wie Projektile durchs All, gefährden Raumstationen und den Flugverkehr. Eine Truppe verwegener Müllsammler, die "Space Sweepers", riskieren ihr Leben, den Schrott einzufangen. Der Job ist lausig bezahlt. Aber welche Alternativen gibt es, wenn die Erde verseucht ist und eine idyllische Kolonie im All nur wohlhabenden Auserwählten offensteht?

Der südkoreanische Film hat ein Herz für Underdogs, wie zuletzt in "Parasite" von Bong Joon-ho, in dem eine arme Familie den Aufstieg versucht, indem sie sich im Luxusheim einer reichen Familie breitmacht. Der Film räumte im vergangenen Jahr alle wichtigen Filmpreise ab - wer das südkoreanische Kino schon länger für das interessanteste der Welt gehalten hatte, durfte sich spätestens da offiziell bestätigt fühlen.

Die Spannung war deshalb groß, als mit "Space Sweepers" von Sung-hee Jo die erste Weltraum-Oper aus Südkorea angekündigt wurde. Pandemiebedingt war der Film dann doch nicht in den Kinos zu sehen, Netflix sicherte sich die Vertriebsrechte. Unter südkoreanischer Flagge ist hier die "Victory" unterwegs, ein Müllsammler-Raumschiff, dessen heroischer Name zur heruntergekommen Crew so gar nicht passt. Pilot Tae-ho (Song Joong-ki) beklaut sogar die eigenen Teammitglieder; die Chefin des Schiffs, Captain Jang (Kim Tae-ri), nippt gern am Flachmann und ist für ihre gefährlichen Launen bekannt; Raumschiffingenieur Tiger Park (Jin Sun-kyu) hat Tattoos, die von einer finsteren Vergangenheit künden; am vertrauenerweckendsten nimmt sich noch Roboter Bubs (Yoo Hai-jin) aus. Die vier sammeln ein kleines Mädchen in einem havarierten Raumschiff auf und hören kurze Zeit später, dass es ein Roboter mit eingebauter Massenvernichtungswaffe ist. Das halbe Universum ist hinter "Dorothy" her. Die Crew der "Victory" wittert ein lukratives Geschäft - und findet sich plötzlich im Mittelpunkt eines Kampfes um die Zukunft der Erde wieder.

Film "Space Sweepers" auf Netflix: Das Mädchen, das die "Space Sweepers" finden, heißt Dorothy, wie die Hauptfigur aus dem "Wizard of Oz".

Das Mädchen, das die "Space Sweepers" finden, heißt Dorothy, wie die Hauptfigur aus dem "Wizard of Oz".

(Foto: Netflix)

Das alles erinnert an diverse andere Filme, von "Star Wars" bis zum "Fünften Element". Sieht der unheimliche Firmenchef und Herr der schönen neuen Weltraumkolonie (Richard Armitage) nicht dem von Michael Lonsdale verkörperten Schurken in "Moonraker" ähnlich? Und erinnert der Name des Kindes, Dorothy, nicht an den "Wizard of Oz"? "Space Sweepers" zitiert, was das Zeug hält, häufig durchaus originell. Der Versuch, einen Blockbuster zu inszenieren, aber hat zu einem Plot nach dem Baukastensystem geführt: Space-Outlaws mit (zu entdeckendem) goldenen Herzen, ein Kind mit magischen Fähigkeiten, Duelle von Sternenkriegern und Weltrettung - man weiß, wo das hinführt.

Die Vielfalt der Sprachen und in der Besetzung kreiert das Gefühl einer anderen Zeit

Dem wilden Haufen auf der "Victory" zuzusehen, macht dennoch Spaß, weil das Personal und viele Details der Handlung dann doch eigenwillig und unterhaltsam sind. Immer wieder kippt die Handlung überraschend ins Drastische, ja derb Komische. So wilde Übersprungshandlungen sind typisch für das südkoreanische Kino.

Schön ist auch der Sprachmix im Film. In der Zukunft trägt fast jeder eine Übersetzungsvorrichtung im Ohr, weshalb alle in ihrer Landesprache reden. Das ist zwar überwiegend Südkoreanisch oder Englisch, aber auch andere Sprachen sind zu hören, die Synchronfassung bügelt das nicht glatt. Diese Vielfalt, auch in der Besetzung, kreiert mehr noch als alle Raumschiffe das Gefühl einer anderen Zeit. Einer Zukunft, in der Nationalitäten (und auch das Geschlecht) keine große Rolle mehr spielen. Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt, dass der Schurke ein Englisch sprechender Westler, die Helden Asiaten sind.

Seungriho - Südkorea 2021. Regie, Buch: Jo Sung-hee. Kamera: Byun Bong-sun. Mit: Song Joong-ki, Kim Tae-ri, Jin Seon-kyu, Richard Armitage, Park Ye-rin. Netflix, 136 Minuten.

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