Süddeutsche Zeitung

Sony World Photography Awards:Von bizarr bis berührend

Abstrus inszenierte Posen, bewegende Porträts und überraschende Momentaufnahmen: Die "Sony World Photography Awards" haben die besten Motive des Jahres veröffentlicht.

Zum Ende des Jahres veröffentlichen die Sony World Photography Awards noch einmal die besten Bilder ihres Wettbewerbs. Seine bewegenden Aufnahmen iranischer Opfer von Säureanschlägen brachten Asghar Khamseh den Titel "L'Iris d'Or Photographer of the Year". Die Aufnahmen versetzten den Betrachter in die Lage, "schonungslose, intime Bilder mit Einfühlungsvermögen und Respekt anzusehen - so schwer ihr Anblick auch fallen mag -, sodass er vom bloßen Zuschauer zum Zeugen wird", urteilte die Jury.

Gewinner Zeitgeschehen: Angelos Tzortzinis, Griechenland Auch bei den Sony World Photography Awards war das Thema Vertreibung und Flucht präsent. Angelos Tzortzinis zeigt Flüchtlinge bei ihrer Ankunft vor den griechischen Inseln Kos und Lesbos. Der Grieche fügt den Aufnahmen folgenden Text hinzu: "Während ich diesen Text schreibe, warten Millionen von Flüchtlingen und Migranten in der Türkei darauf, das Meer in der Hoffnung auf ein besseres Leben zu überqueren."

3. Platz Zeitgeschehen: Andrew Burton, USA Mit seinen Bildern aus Baltimore illustrierte Andrew Burton die Proteste nach dem Tod des 25-jährigen Afroamerikaners Freddie Gray. Die Demonstranten gingen gegen die alltägliche Benachteiligung von Schwarzen in ihrer Stadt und gegen Polizeigewalt auf die Straße - und nahmen mit ihrem Protest Einfluss auf eine landesweite Diskussion über Rassismus.

Gewinner Alltagsleben: Espen Rasmussen, Norwegen Der US-Bundesstaat West Virginia ist seit Jahrzehnten von der Kohleförderung abhängig, doch die Einnahmen daraus sind durch die sinkende Nachfrage und den Preisverfall bedroht. Der norwegische Fotograf Espen Rasmussen nannte seine Fotoserie "The Curse of Coal", der Fluch der Kohle, und band sie in eine größere Reihe mit dem simplen wie vielsagenden Titel "Hard Land" ein.

Gewinner Kampagne: Jetmir Idrizi, Kosovo In seiner Fotoreihe "TransBrasil" thematisiert Jetmir Idrizi die vielfältigen Ausprägungen der Geschlechter - ob maskulin, feminin oder queer. Die Bilder des aus dem Kosovo stammenden Fotografen dokumentieren einen sich stetig wandelnden Begriff von Körperlichkeit, Identität und Freiheit.

Gewinnerin Landschaft: Maroesjka Lavigne, Belgien Allein optisch beeindrucken Maroesjka Lavignes Aufnahmen aus der namibischen Wüste: unendlich weite, weiße Landschaften, in denen sich Giraffen als golden schimmerne Punkte bewegen. Hinzu kommt der bemerkenswerte Aufwand: "Man braucht tatsächlich Stunden, um das Nichts zu durchqueren und schlussendlich ... zu einem weiteren Nichts zu kommen", sagt die belgische Fotografin.

Gewinner Menschen: Kevin Frayer, Kanada Tibetische Nomaden müssen sich im Hochland vielen Herausforderungen stellen. Der politische Druck der chinesischen Regierung, die drohende Zwangsumsiedlung, der Klimawandel und die schnell voranschreitende Modernisierung machen es den Nomaden schwer, weiter ihre traditionelle Lebensweise zu pflegen. Kevin Frayer hat sie begleitet und ihnen eine Fotoserie gewidmet. Er wurde mit dem ersten Platz in der Kategorie Menschen belohnt. Es ist nicht die einzige Kategorie, in der der kanadische Fotograf bei den Sony World Photography Awards in diesem Jahr gewonnen hat ...

Kategorie Umwelt: Kevin Frayer, Kanada Auch in der Kategorie Umwelt war Frayer erfolgreich - mit seinen Aufnahmen von Adlerjägern in Westchina. In der Bergregion, die an Kasachstan, Russland und die Mongolei grenzt, versuchen sie, traditionelle Jagdtechniken für nachfolgende Generationen zu erhalten.

Gewinner Sport: Nikolai Linares, Dänemark Sie haben soeben einen harten Boxkampf bestritten - und verloren. Nikolai Linares porträtierte die völlig erschöpften Zweitplatzierten der diesjährigen Amateur-Boxweltmeisterschaften in Kopenhagen kurz nach ihrer Niederlage.

3. Platz Sport: Annick Donkers, Belgien Hardcore Wrestling ist sehr gefährlich und in Mexico City verboten. Außerhalb der Hauptstadt finden jedoch Veranstaltungen statt, etwa in einem Dorf, in dem Mexikos berühmtester Wrestler geboren wurde. Das Publikum feiert die Kämpfer als lokale Heroen.

Gewinner Konzept: Julien Mauve, Frankreich Julien Mauve fragt sich in "Greetings from Mars", wie uns Weltraumtourismus verändert. Aber auch, wie wir selbst in dieser ungewohnten Umgebung Touristen-typische Posen einnehmen und versuchen, uns selbst zu finden.

2. Platz Konzept: Alejandro Beltrán, Venezuela Alejandro Beltrán aus Venezuela fotografierte unbekannte Menschen an unbekannten Stränden in Momenten, in denen sie starr wie Wachsfiguren wirken - "beached", wie er es nennt.

2. Platz Stilleben: Oliver Schwarzwald, Deutschland Oliver Schwarzwald lässt in seinen Aufnahmen Hände mit Tieren interagieren - und kurze Geschichten erzählen. Mit der Hand, die scheinbar von außen kommt, wirken die Bilder geradezu surrealistisch. Die Fotoserie ist im Stern erschienen.

3. Platz Schnappschuss: Andrea Rossato, Italien In seiner Serie "Joy for all ages ..." widmet sich Andrea Rossato dem Sommerurlaub. Am Meer genieße jeder die Zeit auf seine Weise, so der Italiener. Alte, Junge, Eltern, Großeltern, Kinder würden so Momente erleben, die sie nie vergessen.

Gewinner Architektur: Amélie Labourdette, Frankreich Die Bauruinen stehen verlassen in der italienischen Landschaft, sie sind Überreste menschlichen Willens, menschlicher Fantasie - und menschlichen Scheiterns. Mit ihrer Fotoserie beleuchtet Amélie Labourdette zeitgenössische Geschichte in einem Land, in dem eine finanzielle Krise und Korruption herrschen. Labourdette will den Betrachter zum Nachdenken anregen: "Vor diesen Bildern werden wir zu Archäologen unserer Zeit", heißt es in der Beschreibung.

3. Platz Architektur: Stephan Zirwes, Deutschland Aus der Vogelperspektive beleuchtet Stephan Zirwes eine wertvolle Ressource, die immer mehr dem privaten Zeitvertreib und kommerziellen Nutzen dient: Wasser. "Öffentliche Schwimmbäder können immer noch als Symbol dienen dafür, dass Wasser für jeden frei zugänglich sein sollte", schreibt der Fotograf, dessen Aufnahmen fast surreal wirken.

3. Platz Inszeniert: Kristoffer Eliassen, Norwegen Als könnte man nicht einfach nackt und Pfeife rauchend auf einem Berg sitzen! Mit seiner Aufnahme treibt Kristoffer Eliassen den Selbstinszenierungs-Wahn ins Absurde. Auf Präsenz komme es bei diesem Porträt jedenfalls nicht mehr an, so der Norweger.

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