Sony World Photography Awards 2015:In aller Verzweiflung steckt noch Hoffnung

Tragische Schicksale, aber auch Stärke vermitteln die Gewinnermotive der "Sony World Photography Awards" 2015. Es ist harte Kost dabei. Sehen Sie die Arbeiten der Preisträger in der Profi-Kategorie.

Von Carolin Gasteiger

15 Bilder

Ebola-Epidemie in Liberia, John Moore, Sony World Photography Awards

Quelle: John Moore courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Liberia wird Ebola nicht los. John Moore dokumentierte zwar schon im August vergangenen Jahres, wie sich die Epidemie in der liberiaschen Hauptstadt Monrovia ausbreitete. Aber seine Bilder haben weiter Brisanz: Das menschliche Leid ist immer noch aktuell.

Auf diesem Bild trauert Fahnbulleh um ihren Ehemann Ibrahim, der in einem zur Krankenstation umfunktionierten Klassenzimmer tot zusammenbrach. John Moores Bilder sind "intim und respektvoll und rühren uns mit ihrem Mut und ihrer journalistischen Integrität", urteilt die Jury der Sony World Photography Awards und kürt Moore zum "Professional Photographer of the Year 2015". Außerdem erhält er die "L'Iris d'Or" für die herausragendste Leistung im Wettbewerb.

Liberia Races To Expand Ebola Treatment Facilities, As U.S. Troops Arrive; Sony World Photography Awards

Quelle: John Moore; Professional Competition, 2015 Sony World Photography Awards

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Anderes Motiv aus Monrovia, aber die Verzweiflung ist dieselbe: Eine Frau trauert um ihre Schwester, deren Leichnam Mitarbeiter eines Beerdigungsteams wegtragen. Ihr Arm greift ins Leere, ins Nichts. Moores Arbeit wurde bereits vielfach gewürdigt, unter anderem vom Time-Magazine.

Die Jury der Sony World Photography Awards wählte Moore aus insgesamt 183 737 Beiträgen aus 171 Ländern zum Sieger. Seine Bilder zeigten "die ganze Brutalität, mit der dieser unsichtbare Feind die Menschen aus ihrem täglichen Leben reißt", heißt es in einem Statement. Besondere Würdigung verdient der Jury zufolge Moores Haltung im Angesicht des Horrors. Angetreten war Moore, leitender Redaktionsfotograf bei Getty Images, in der Kategorie Zeitgeschehen, in der er auch gewonnen hat.

Paragliding über Biberach an der Riss, Armin Appel, Sony World Photography Awards

Quelle: Armin Appel courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Armin Appel darf sich künftig "Open Photographer of the Year" nennen. Der deutsche Amateurfotograf hat auf einem Motorschirmflug seine Heimatstadt Biberach an der Riss fotografiert. Was wie abstrakte, geometrische Formen aussieht und an Kunstwerke des Blauen Reiters erinnert, ist in Wahrheit ein Schulhof. "Meine Bilder sind einfach anders, sie passen nicht so wirklich in den allgemeinen Trend", erklärt Appel.

Sony World Photography Awards 2015 Giovanni Troilo

Quelle: Giovanni Troilo courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Menschen: Giovanni Troilo, Italien

Schwarze Messe oder Sex-Orgie? In seiner Serie "La Ville Noire - das schwarze Herz Europas" illustriert Giovanni Troilo den Niedergang der einst prosperierenden belgischen Stadt Charleroi und stellt schließlich ganz Europa infrage: "Macht es Sinn, zusammenzubleiben, wenn die Ursprungsmission gescheitert ist? Werden wir nochmal eine Chance bekommen?"

Dokumentarreihe über psychisch Kranke, Scott Typaldos Sony World Photography Awards

Quelle: Scott Typaldos courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Zeitgenössische Themen: Scott Typaldos, Schweiz

Schmetterlinge sind filigran und strahlend zugleich, sagt Scott Typaldos. Leicht verletzlich sind auch die psychisch Kranken in seinen Bildern. Mit dem Titel "Schmetterlinge" wollte der Schweizer sie von den Traumata und Stigmatisierungen quasi abheben, die ihr Leben zerstört haben. Ihre ständig von Angst bedrohte Verletzlichkeit habe ihn hauptsächlich beschäftigt, so Typaldos. Seine Serie wurde in der Kategorie "Zeitgenössische Themen" prämiert.

Stilleben Bierflasche Donald Weber Sony World Photography Awards

Quelle: Donald Weber courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Stilleben: Donald Weber, Kanada

Auf dem Maidan verwendeten die Demonstranten Tausende von Molotowcocktails, um Fahrzeuge, Busse, Reifen in Brand zu setzen. Sie waren "die Waffe ihrer Wahl", meint Donald Weber. Jede Flasche war ihnen Recht, auch eine der Marke Straropramen. Der kanadische Fotograf hat die selbst gebastelten Molotowcocktails zum Stilleben verwandelt - und wurde von der Jury zum Sieger gekürt.

Riccardo Bonomi Sony World Photography Awards

Quelle: Riccardo Bonomi courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Sport: Riccardo Bononi, Italien

Voller Kraft ringen sie miteinander, würgen sich, wälzen sich auf dem Boden - und wirken dabei doch anmutig. "Boliviens Walküren" heißen die Aufnahmen von Riccardo Bononi. Sie zeigen bolivianische Bäuerinnen, die jeden Sonntag in traditionellen Gewändern zum Wrestling in den Ring steigen - und sich damit in einem ehemals von Männern dominierten Sport durchsetzen. Die meisten der Walküren arbeiten unter der Woche auf dem Markt und ziehen ihre Kinder groß. Allein.

Ruben Salgado Escudero Sony World Photography Awards

Quelle: Ruben Salgado Escudero courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Porträt: Ruben Salgado Escudero, Spanien

Anders als üblich hat Ruben Salgado Escudero seine Porträts von Myanmars Landbevölkerung angelegt, nicht als klassische Nahaufnahme. Die Porträtierten zeigen sich in ihrem natürlichen Umfeld, etwa mit Kuh. Escudero geht es dabei um die Frage, wie Elekritzität das Leben im Hinterland Myanmars beeinflusst. Die Bilder sind lediglich mit solargespeisten Glühbirnen beleuchtet. Preiswürdig, findet die Jury.

Schirme und Liegestühle an der Adriaküste Bernhard Lang Sony World Photography Awards

Quelle: Bernhard Lang courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Reise: Bernhard Lang, Deutschland

Mit seinen Luftaufnahmen verwandelt Bernhard Lang die Liegestuhlreihen an der Adriaküste in bunte Bauklötze oder Farbkleckse. Akribisch angeordnet, ohne einen Millimeter zu verschenken - so wirken sie von oben. Ihn fasziniere die streng geometrische Anordung und Struktur der Strände, erläutert der Fotograf im Interview mit SZ.de.

Lewis-Gletscher am Mount Kenia Simon Norfolk Sony World Photography Awards

Quelle: Simon Norfolk courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Landschaft: Simon Norfolk, Großbritannien

Mit einer künstlich gelegten Feuerspur illustriert der Brite Simon Norfolk, bis wohin der Lewis-Gletscher auf dem Mount Kenia 1963 reichte. Norfolk will zum einen auf die durch Menschen hervorgerufene Gletscherschmelze hinweisen, andererseits auch zeigen, wie klein und vergänglich der Mensch doch ist angesichts der mächtigen Eismassen.

Mädchen twittert Aristide Economopoulos Sony World Photography Awards

Quelle: Aristide Economopoulos courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Kunst & Kultur: Aristide Economopoulos, USA

Alle putzen sich heraus an ihrem großen Abend - und dann will jeder Moment umgehend getwittert werden. Aristide Economopoulos hat Abschlussbälle, die Prom Nights, in ganz Amerika begleitet - und auf diesem Bild auch festgehalten, wie wichtig soziale Medien im Leben der Teenager sind.

Conceptual Rahul Talukder Sony World Photography Awards

Quelle: Rahul Talukder courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Konzept: Rahul Talukder, Bangladesch

Seit eine Textilfabrik in Bangladesch vor zwei Jahren einstürzte und Hunderte Arbeiter starben, hängen dort Bilder von Vermissten an einer Hauswand. "Wir kennen diejenigen nicht, die lebendig begraben wurden - ihre Träume, Leidenschaften, Ambitionen. Aber wenn sie vom Regen nass werden und von der Sonne faltig - starren sie uns an und flüstern 'Ich war mal jemand. Vergesst mich nicht.'", erläutert Rahul Talukder seine Arbeit.

Sozialprojekt Uniendo Caminos Buenos Aires Argeninien Sebastian Gil Miranda Sony World Photography Awards

Quelle: Sebastian Gil Miranda courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Kampagne: Sebastian Gil Miranda, Frankreich

"Schießt mit dem Ball, nicht mit der Pistole", nennt Sebastian Gil Miranda seine Bilder über ein Sozialprojekt in Buenos Aires und formuliert damit einen eindringlichen Appell: Das Viertel Jose Leon Suarez ist eines der gefährlichsten Viertel Argentiniens.

Fan Li Sony World Photography Awards

Quelle: Fan Li courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Lifestyle: Li Fan, China

Ein Baum, ein Haus, drei Menschen. Das Leben der Yi, die im Südwesten Chinas leben, ist so simpel wie diese Aufnahme. Die Gewinnerfotos in der Kategorie "Lifestyle" widmen sich den Menschen in den Bergen des Autonomen Bezirks Liangshan.

Gefängnis in Rumänien Cosmin Bumbutz Sony World Photography Awards

Quelle: Cosmin Bumbutz courtesy of 2015 Sony World Photography Awards

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Gewinner Architektur: Cosmin Bumbut, Rumänien

Ein intimes Tête-à-Tête war in rumänischen Gefängnissen lange nicht erlaubt. Erst seit dem EU-Beitritt 2007, im Zuge umfassender Reformen, wurde Gefangenen das Recht eingeräumt, Privatbesuche ihrer Ehepartner oder Lebensgefährten zu empfangen. Und das in eigens eingerichteten Schlafzimmern. Die Ausstattung reicht dabei von kargen Holzbetten bis hin zu mit Sonnenstrahlen bemalten Wänden.

© SZ.de/cag/ihe/mikö
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