Sofia Coppola im Interview:"Man muss auch um Hilfe bitten können"

Sofia Coppola

Regisseurin Sofia Coppola bei der Abschlusszeremonie der 67. Internationalen Filmfestspiele in Cannes.

(Foto: dpa)

Sofia Coppola verrät im Interview, warum sie manchmal immer noch ihren berühmten Vater um Rat fragt. Und warum sie als Regisseurin doch so anders arbeitet.

Von David Steinitz

Eigentlich würde sie jetzt gerne in den Biergarten, sagt Sofia Coppola, wo man schon mal in München ist. Vor allem, weil ihr diese bayerischen Ein-Liter-Bierportionen imponieren. Aber die Starpflichten rufen, das Filmfest München feiert die 46-jährige Regisseurin in dieser Woche mit einer Retrospektive und zeigt noch mal ihre großen Hits, von "Lost in Translation" über "Marie Antoinette" bis "The Bling Ring". Am Donnerstag läuft ihr neuer Film "Die Verführten" ("The Beguiled") im Kino an, den sie ebenfalls vorstellt.

Der Thriller spielt in einer fast verwaisten Mädchenschule während des Amerikanischen Bürgerkriegs im Jahr 1864. Nur ein paar Schülerinnen und Lehrerinnen sind noch nicht vor den Kämpfen geflohen. Eines Tages liest eines der Mädchen einen feindlichen, schwer verletzten Soldaten im Wald auf, und die Frauen beschließen, ihn zu pflegen. Aber bald kommt es in der Isolation des ländlichen Virginia zu bösen Intrigen, die ziemlich blutig enden. Die Geschichte basiert auf einem Roman von Thomas Cullinan und wurde 1971 bereits unter dem Titel "Betrogen" mit Clint Eastwood in der Rolle des Soldaten verfilmt. Mit ihrer Adaption wollte Sofia Coppola die Geschichte aber aus der Sicht der Frauen erzählen.

Manchmal fragt sie noch ihren berühmten Vater Francis Ford Coppola um Rat

"Mich faszinieren Frauengemeinschaften, wie sie miteinander umgehen und kommunizieren, bewusst und unbewusst. Wie ihre Freundschaften funktionieren, aber auch die Konkurrenzkämpfe, die ziemlich unerbittlich sein können", erzählt sie beim Interview im Bayerischen Hof.

Obwohl sie selbst auch bald zwanzig Jahre erfolgreich im Filmgeschäft tätig ist, fragt sie manchmal noch ihren berühmten Vater Francis Ford Coppola um Rat: "Irgendwie wäre es komisch, einen so erfahrenen und gefeierten Regisseur nicht zu fragen, wenn man ihn schon in der Familie hat. Also weniger, wie ich eine spezielle Szene inszenieren könnte, sondern mehr nach Sachen wie der generellen Arbeit mit Schauspielern, wie man mit ihnen am besten probt und dreht. Da weiß er schon immer ein paar Kniffe."

Während ihr Vater seine Sets aber recht despotisch organisiert hatte und den Regisseur gern in der Rolle eines Diktators sah, setzt die Tochter mehr auf Teamarbeit. "Also das Wort Diktator würde ich lieber nicht verwenden. Sagen wir mal, der Regisseur sollte ein Anführer sein. Wenn Sie nicht genau wissen, was Sie wollen, dann können Ihnen all die Mitarbeiter auch nicht helfen. Aber man muss eben auch um Hilfe bitten können, alleine geht es nicht."

Begonnen hat Sofia Coppola ihre Karriere aber nicht als Regisseurin, sondern als Schauspielerin. "Mein Vater fragte mich damals, ob ich bei 'Der Pate 3' mitmachen würde. Da war ich gerade 18 und eher skeptisch. Aber ich wollte es wenigstens mal ausprobieren. Hinter der Kamera fühle ich mich aber doch deutlich wohler." Für einen kleinen Auftritt in "Star Wars" hat es 1999 trotzdem noch gereicht. "Aber das war mehr eine Statistenrolle aus Spaß, nach einem Drehtag war es schon wieder vorbei. Ich kenne George Lucas gut, weil mein Vater und er ja befreundet sind und viel zusammen gearbeitet haben. Da wollte ich mir gern mal so ein großes Blockbuster-Set anschauen mit all den Kostümen."

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