Simons wird Intendant der Ruhrtriennale:Holland ist so nah

Lesezeit: 2 min

Mit "Heimweh und Liebe" hatte er seinen Weggang von den Kammerspielen begründet. Ins Ruhrgebiet braucht Johan Simons künftig nur neunzig Minuten. (Foto: dpa)

Johan Simons, ehemaliger Intendant der Münchner Kammerspiele, wird 2015 die Ruhrtriennale leiten. Das Engagement des Niederländers ist für das Festival ein "kulturpolitischer Coup" und für ihn selbst nicht weit von zu Hause.

Von Christine Dössel

Johan Simons ist zurzeit immer für eine Überraschung gut. Nachdem der niederländische Regisseur vor zehn Tagen verkündet hat, seinen Vertrag als Intendant der Münchner Kammerspiele nicht über das Jahr 2015 hinaus zu verlängern, steht nun sein neues Engagement fest: Simons übernimmt von 2015 bis 2017 die Leitung der Ruhrtriennale.

Das internationale, spartenübergreifende Festival findet seit 2002 jährlich in den Industriedenkmälern des Ruhrgebiets statt. Die Leitung wechselt alle drei Jahre. Gründungsintendant war Gérard Mortier, auf ihn folgten Jürgen Flimm und Willy Decker; seit 2012 amtiert der Regisseur und Komponist Heiner Goebbels.

"Das Ruhrgebiet liegt nah an der holländischen Grenze", sagt Johan Simons. "Von meinem neuen Büro zu meinem Haus in Varik brauche ich nur neunzig Minuten." Das sei für ihn, neben dem Reiz, selber wieder mehr Theater zu sehen, ein wesentlicher Grund, das Angebot von der Ruhr anzunehmen. Dass er die Kammerspiele 2015 verlassen wird, hatte der 66-jährige Niederländer mit "Heimweh und Liebe" begründet.

In Fachkreisen wurde Frank Baumbauer als nächster Leiter des Ruhr-Festivals gehandelt. Aber dieser, seit seinem Weggang von den Münchner Kammerspielen 2009 in einer selbstgewählten Intendanten-Auszeit, soll sich schon im Januar wieder von allen Ruhr-Absichten zurückgezogen haben. Simons' Ruhrtriennale-Berufung überrascht nun insofern, als es hieß, er würde 2015 das Stadttheater im belgischen Gent übernehmen, mit dem er offenbar schon seit Monaten in Verhandlungen steht. Aber diese Intendanz will Simons nun erst mal nach hinten schieben, er wird in Gent erst im September 2017 antreten. "Die geben mir bis dahin frei", sagte er am Montag.

Für ein internationales Festival der Künste wie die Ruhrtriennale ist Johan Simons eine famose Besetzung. Nordrhein-Westfalens Kulturministerin Ute Schäfer feierte sein Engagement als "kulturpolitischen Coup". In München richtete er sein Theater international aus, er öffnete es für den Stadtraum ebenso wie für den Tanz und andere Kunstformen. Nun hat er an den Kammerspielen noch zwei komplette Spielzeiten zu bestreiten, spätestens die letzte, die Saison 2014/15, dürfte sich mit der neuen Verpflichtung überschneiden. Schließlich muss Simons für den Herbst 2015 ein neues Festival vorbereiten.

Für den attraktiven Intendantenposten der Münchner Kammerspiele, der von 2015 an frei ist, bringen sich derweil alle möglichen und unmöglichen Kandidaten in Stellung. In der Theaterszene, die sich beim Aufkochen von Mutmaßungen emsig gibt wie kaum eine andere Branche, dampfte am Montag ein Gerücht schon zur inoffiziellen News hoch, wonach der Regisseur Stephan Kimmig neuer Intendant werde. Kimmig hat an den Kammerspielen vor Kurzem Houellebecqs "Plattform" inszeniert.

Auch Regisseure wie der Belgier Luk Perceval und der aus dem bayerischen Landshut stammende, international bestens vernetzte Thomas Ostermeier (seit nunmehr 14 Jahren an der Schaubühne Berlin) sind denkbare Aspiranten. Von all den potenziellen Überraschungskandidaten ganz abgesehen.

© SZ vom 28.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: