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Sie stehen auf dem Kaminsims im Wohnzimmer, hängen über dem Schreibtisch des Arbeitskollegen und ragen aus Brieftaschen hervor: Familienportraits. Lange Zeit wurde dieser Zweig der Fotografie sträflich unterschätzt, doch seit 2007 widmet sich eine Website endlich dieser Kunst. Jetzt ist klar, woher Annie Leibovitz ihre Inspiration bezieht: Auf www.renz-o.blogspot.com stellt ein Italiener namens Renzo die schönsten Portraitfotos der vergangenen Jahrzehnte aus und nennt seine Sammlung selbstbewusst "Sexy People". Ein Stück Zeitgeschichte in Bildern und Spekulationen über die Hintergründe.
USA 1989: Paul und Shannon setzen große Hoffnung in ihren Nachwuchs, der höchstbald den Friseurladen übernehmen soll.
Fotos: http://renz-o.blogspot.com/
Text: Sarah Stendel
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Das ist der kleine Jakob aus Norwegen im Jahre 1990. Seine Mama hat ihm speziell für den Fototermin die Haare mit der Rundbürste gefönt. Das hat allen so gut gefallen, dass ...
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... er zwei Jahre später das Ganze wiederholen wollte. Dieses Mal mit der Variation Mittelscheitel. Das hat selbst ihn zum Lächeln gebracht.
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Lehrstück aus der Bildkompositions-Lehre: Helle Farben und Partnerkleidung immer links halten, das ist das Beste fürs Auge. Dies ist übrigens nicht die Borat-Familie aus Kasachstan, sondern Familie Richards aus den USA.
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Technische Raffinessen gehörten 1983 zum alltäglichen Handwerk des Portraitfotografen: LaDonna aus den USA gleich zweimal! Da wird die Oma aber staunen.
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Das ist Kat im Jahre 1990. Die selbstbewusste junge Dame trifft mit Jeanskleidung, Creolen und pfiffig schrägem Pferdeschwanz exakt den modischen Puls der Zeit. Wenn auch nicht ihrer Zeit. Über diesen winzigen Fauxpas tröstet uns ihr sonniges Lächeln hinweg.
Wenn Sie jetzt denken, dass nur die Brille nicht passt, dann sehen Sie sich Kat 1993 an ...
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... viel besser, oder?
Dieses Mal hat der Fotograf Kat die Anweisung gegeben, sich ganz bequem frontal aufzustützen. Dadurch fallen die Locken leicht schräg ins Bild.
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Moment mal, sind das nicht ...? Ja, sie sind es. Super Mario und sein Bruder Luigi. Die beiden Klempner haben das virtuelle Super-Mario-Land verlassen, um im Fotostudio nach Zauberpilzen zu suchen. Viel Glück, Jungs!
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Die liebevoll gestaltete Farb- und Musteranordnung dieses Vorzeige-Fotos macht das Familienportrait einer leider unbekannten Sippe zu einem tollen Blickfang auf jedem Büroschreibtisch. Die Kollegen werden Augen machen.
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"Ich war überrascht, als die Leute angefangen haben, selbst Fotos einzuschicken. Ich hätte nie gedacht, dass man so selbstironisch sein kann", erklärt Renzo, der Betreiber der Website, zu sueddeutsche.de.
Wir auch nicht.
Mike 1976, USA.
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Auch aus Deutschland sind einige Fundstücke eingegangen: Dieses Bild zeigt Heinz und Gisela im Jahre 1976 auf dem Weg zu einer feucht-fröhlichen Feier mit Käseigeln und Ballontanz in der total verrückten fünften Jahreszeit. Oder war es danach?
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1976 waren die Anforderungen an einen Polizisten in den USA noch überschaubar: Donuts an der Tankstelle kaufen und aufpassen, dass man ein todernstes Gesicht macht, um potentielle Gauner abzuschrecken.
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Lebensfroh zu Hause sitzt Lilly, die 1973 Verlobung gefeiert hat, aus Deutschland in die USA eingewandert ist und am liebsten "Blau blüht der Enzian" von Heino hört.
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Dieses Portrait besticht durch seine Details: Die dezente Spitze am Kleid der Braut lässt auf die späten achtziger Jahre schließen, der Rundbogen im Hintergrund deutet auf etwaige italienische Verwandte des Bräutigams hin. Das Haar der Braut fällt wie ein Schleier über ihr Gesicht. Dieses Motiv der Unnahbarkeit wiederholt sich in seiner schützenden Pose vor ihrer linken Körperhälfte.
Ein Meisterwerk aus England, 1988.
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Unser Lieblingsbild: Roger, 1974. Wir wären gerne mit ihm zum Abschlussball gegangen.
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kulturassistenz-online@sueddeutsche.de
Vielen Dank, auch an Renzo!