Countertenöre:Messerscharfe Spitzentöne

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Auf Youtube posiert er mit nacktem Oberkörper in Nebelwolke als Michelangelos David: Countertenor Jakub Józef Orlinski. (Foto: Screenshot: Youtube/Warner Classics)

Lange glänzten Kastraten auf Europas Bühnen - heute hat man bei Werken aus der Zeit ein Besetzungsproblem. Eine Neueinspielung von Hasses Oratorium „Serpentes ignei in deserto“ setzt wie inzwischen gewohnt auf Countertenöre. Ist das wirklich die Lösung? 

Von Helmut Mauró

Vom ersten kastrierten Knaben war es ein langer, man möchte sagen, ein schmerzvoller Weg zu den heutigen Countertenören. Denn mit dem Stimmklang eines Kastraten hat der Gesang eines modernen Diskantisten nicht mehr viel zu tun, und oft genug bereitet er dem Hörer mehr Schmerz als Freude. Warum gibt es dieses Stimmfach überhaupt heute noch? Bis in die Zeit des Barock, als Frauen aus religiösen Gründen nicht in der Kirche singen durften, stellte sich die Frage nicht. Man hatte Knabensoprane und auch Falsettisten – heute nennen sie sich Countertenöre, Altisten, Soprane oder Diskantisten –, also Männer, die mit Kopfstimme singen. Dabei schwingen die Stimmbänder nur an den Rändern, und zwar doppelt so schnell wie normal – was offenbar auch zu beschleunigter Abnutzung der Stimme führt –, und alles klingt eine Oktave höher.

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