Serienstars im Kino:Das Gesetz der Serie

Sarah Michelle Gellar war einmal Buffy, die Vampirjägerin. Nun kommt sie mit einer Hauptrolle in die Kinos. Überhaupt scheint die TV-Serie eine gute Startbahn zu sein.

Lena Schilder

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(Foto: dpa)

Sarah Michelle Gellar war einmal Buffy, die Vampirjägerin. Nun kommt sie mit einer Hauptrolle in die Kinos. Überhaupt scheint die TV-Serie eine gute Startbahn zu sein. In Hollywood, wo selbst die Taxifahrer eigentlich Schauspieler sind, kann es passieren, dass man sich auf dem Weg zum Ruhm bisweilen in einem Hühnerkostüm wiederfindet und Werbung für eine Fastfood-Kette macht. Möglicherweise dreht man auch ein offenherziges Filmchen, das man später achselzuckend mit "Ich war jung und brauchte das Geld" abzutun versucht. Wenn man aber richtig Glück hat, dann geht man eines schönen Tages zu einem Massencasting für eine neu geplante Serie und ergattert den Job. Danach gibt es zwei Möglichkeiten: Als echtes Glückskind wird die Serie erfolgreich und man selbst avanciert zum Zuschauerliebling und schafft den Sprung auf die große Leinwand. Oder, Möglichkeit Nummer zwei, man kommt aus der Nummer nicht mehr raus, und tingelt für immer von Serie zu Serie. Sarah Michelle Gellar schlägt, allen Anzeichen nach, den ersten Weg ein: Text: Lena Schilder/sueddeutsche.de/kar/bön

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(Foto: Getty Images)

Als Buffy - The Vampire Slayer wurde die zarte Dame zur toughen Jägerin - und zur Pionierin aller jungen Mädchen, die sich je in einen Vampir verliebt haben. Facetten ihres schauspielerischen Könnens durfte sie anschließend in Teenie-Horrorstreifen wie I know what you did last summer (die Schreckhafte), Cruel Intentions (die gemeine Brünette) und Scooby Doo (die Lustige) unter Beweis stellen. Jetzt, wo sie in Paulo Coelhos Bestsellerverfilmung als Veronika zu sterben beschließt, kann sie endlich eine ganze Bandbreite an Emotionen auffahren: Melancholisch, verzweifelt, depressiv, lebensfroh, kämpferisch - die Chance für Sarah Michelle, die seit ihrer Hochzeit übrigens Prinze mit Nachnamen heißt, sich als Charakterdarstellerin einen Namen zu machen. Sich hässlich schminken lassen oder gar zunehmen musste sie für die Rolle allerdings nicht. Selbst als Todessehnsüchtige und scheinbar Todgeweihte erstrahlt sie in gewohntem Glanz - weshalb die Oscar-Nominierung wohl noch auf sich warten lassen wird. Sie wäre nicht die erste, die sich von der Seriendarstellerin zur ernstzunehmenden Schauspielerin entwickelt, . . .

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(Foto: Reuters)

. . . bestes Beispiel dafür ist die Dame ganz rechts unten im Bilderrahmen. Wenn Ross Rachel "We were on a break" entgegenschrie, war klar, welches Stündchen jetzt bei Friends geschlagen hatte. Zeit, zum 101. Mal zu diskutieren, warum ihre Beziehung nach einem Seitensprung von Ross, der angeblich gar keiner war ("Wir hatten eine Beziehungspause!") gescheitert war. Zumindest vorläufig. Denn, nach einer ungeplanten Schwangerschaft und beiderseitigen Flirts zur Ablenkung fing Ross seine Rachel im Serienfinale ganz klassisch vom Flughafen ab und sicherte so das zehn Staffeln lang von einem Millionenpublikum herbeigesehnte Happy End. Jennifer Aniston, die als verwöhnte Rachel Green stets mit beneidenswert guten Haarschnitten ausgestattet war, avancierte dank Friends zum All American Sweatheart mit zahlreichen Rollenangeboten.

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(Foto: ddp)

Nicht so makellos, schlauchlippig und katzenäugig wie Angelina Jolie, die mit Anistons Ex Brad Pitt und den sechs Kindern im Gepäck rastlos um die Welt jettet, Gutes tut und Actionfilme dreht, fliegen Jen als jeanstragendes Mädchen von nebenan reihenweise die Herzen der Ottonormalverbraucher zu. In ihrer Rollenauswahl war sie nach Friends allerdings ein bisschen festgelegt. Ob als Lebenskünstlerin Polly (Along came Polly, 2004) oder als Familienmutter in Marley & Me (2008), sie blieb The Good Girl (2002) mit Rachel-Appeal, die man gerne zur besten Freundin hätte. David Schwimmer, der bei Friends den Ross gab, hatte, wie der Rest der Clique, deutlich größere Probleme, sich auch ohne seine Freunde zu behaupten. Der nächste Ex-Serienstar gehört längst zu den ganz großen, was in diesem Fall nicht unbeding an seinem Natürlichkeits-Faktor gelegen hat ...

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(Foto: dpa)

... auch wenn sie im weißen Pelzmäntelchen einst trällerte, sich bloß nicht von ihren unzähligen Klunkern blenden zu lassen - schließlich sei immer noch die gute alte Jenny vom Viertel. Auch La Lopez hat ihre Schauspielkariere in einer Serie gestartet, und zwar in South Central, ehe ihr 1997 mit Selena der endgültige Durchbruch als Schauspielerin gelang. Anders als ihre Namenskollegin verdankt Jennifer Lopez ihren Ruhm also nicht der Serie - die wurde nach der ersten Staffel schon wieder abgesetzt, was keine Rückschlüsse auf JLo's schauspielerische Qualitäten zulassen soll. Das frühe Aus hatte für sie immerhin den Vorteil, nicht auf bestimmte Rollen abonniert zu sein, und sowohl als heiße Latina-Sängerin als auch als Schauspielerin, bevorzugt in der Rolle des Aschenputtels wie in Maid in Manhatten, durchstarten zu können.

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Auch in Out of Sight war die Gute auf der richtigen Seite des Gesetzes und spielte an der Seite eines anderen ehemaligen Serienstars: George Clooney himself. Der hatte dank seiner Rolle als Kinderarzt Dr. Ross in Emergency Room den großen Durchbruch zum "Sexiest Man Alive" geschafft - überhaupt scheinen Arztserien ein gutes Sprungbrett für die große Karriere zu sein. Kein Wunder, dass man so viel geballter Autorität und Kompetenz in Kitteln zutraut, auch in großen Produktionen bestehen zu können ...

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(Foto: Frank Ockenfels/© 2005 ABC, INC.)

Aktuelles Beispiel hierfür sind diese jungen Ärzte. Grey's Anatomy hat mit Patrick Dempsey und Katherine Heigl gleich zwei große Stars hervorgebracht. Patrick "McDreamy" Dempsey konnte durchaus schon vorher beachtliche Erfolge als Schauspieler aufweisen, erst als Dr. Derek Christopher Shepherd sorgt er jedoch für erhöhten Pulsschlag bei den Zuschauerinnen und durfte sogar schon einmal Oscarluft schnuppern - wenn auch nur als Moderator. Ganz besonders gilt das Gesetz der Arztserie aber für eine Dame:

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Als blonde "Izzie" Stevens war Katherine Heigl eigentlich nur in einer Nebenrolle zu sehen, gewann als Traum aller Patienten aber den Emmy 2007, und wurde 2007 und 2008 für einen Golden Globe nominiert. Festgelegt auf romantische Komödien wie 27 Dresses galt sie als legitime Nachfolgerin von Julia Roberts - der Tatsache zum Trotz, dass sich Pretty Woman noch gar nicht in den Ruhestand verabschiedet hat. In letzter Zeit ist es, mutterschaftsbedingt, ruhiger um Katherine geworden, die ihren Ärztekittel auch erstmal an den Nagel gehängt hat. Eine andere Seriendarstellerin war ebenfalls auf dem besten Weg, in die Riege der Hollywoodstars aufzusteigen. Dann kam ihr jedoch ein liebestoller Mann dazwischen, der hüpfend ihren Namen schrie und damit viele Regisseure vergraulte:

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(Foto: OBS)

Ehe sie 2006 den 16 jahre älteren Tom Cruise ehelichte und mit ihm zu TomKat verschmolz, war Katie Holmes als Joey Potter der heimliche Star der Teenager-Serie Dawson's Creek (1997-2003). Katie war ursprünglich übrigens als Buffy Summers vorgesehen, überließ den Part aber Sarah Michelle Gellar, um erst einmal brav die Highschool zu beenden. Als Joey Potter durchleutete sie altklug und philosophisch die Tücken des Erwachsenwerdens und war hin und her gerissen zwischen Sandkastenfreund Dawson und Chaot Percy. Es folgten unter anderem Rollen in Teaching Mrs Tingle (1999) und Batman Begins (2005), ehe ihre Schauspielkarriere erstmal ins Hintertreffen geriet ...

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(Foto: REUTERS)

... und Schlagzeilen über ihr dreijähriges, stöckelschuhetragendes Mini-Me Suri und das Scientology-Engagement ihres Göttergatten in den Vordergrund gerieten. Katie Cruise wurde zur "Frau an seiner Seite". Damit soll jetzt allerdings Schluss sein. Momentan nimmt Mrs. Holmes einen neuen Anlauf als Schauspielerin und steht als Jackie Kennedy vor der Kamera. Zwei andere Schauspieler teilen ihr Schicksal, schon als Teenie-Star bekannt geworden zu sein. Da sie aber keinen selbsternannten Topstar geehelicht haben, haben sich ihre Karrieren in eine andere Richtung entwickelt:

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(Foto: Getty Images)

Claire Danes und Jared Leto spielten von 1994-1995 in der hochgelobten Serie My So-Called Life (Willkommen im Leben) pubertäre Teenager, die sich ineinander verlieben. Leto war später in eher düsteren Filmen wie American Psycho, Fight Club, Der schmale Grat und Requiem for a Dream zu sehen. Für seine Rolle als John-Lennon Mörder in Chapter 27  zeigte er vollen Körpereinsatz, nahm 30 kg zu und erkrankte, als er sie sich kurz darauf wieder runterhungerte, an Gicht. Ein zweites Standbein hat er als Leadsänger und Songwriter der Alternative Rock Band 30 Seconds to Mars, für die er mit Iro über die Bühne wirbelt, das Publikum beschimpft und pathetische Lieder schmettert. Sein ehemaliges Teenage-Sweetheart Angela war da ein bisschen konservativer unterwegs.

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(Foto: OBS)

Für ihre Rolle als sensibler Teenager mit rotgefärbten Haaren in Willkommen im Leben wurde Claire Danes mit einem Golden Globe ausgezeichnet. 1996 gelang der Frau mit den ernsten, babyblauen Augen der endgültige Durchbruch als taufrische Julia an der Seite von Leonardo Di Caprio in Romeo and Juliet. Statt eine zerbrechliche Schönheit nach der anderen zu mimen, zeigte Claire Danes bald erstaunliche Reife und studierte vier Jahre lang Psycholgie in Yale, ehe sie sich auf der Leinwand zurückmeldete. Wo Claire durch ihre Sensibilität bestach, tat es der nächste Serienstar durch seine Coolness. "Yeah Baby!"

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(Foto: DPA)

Manche Leute scheinen einfach schon cool auf die Welt zu kommen, sowie mit dem Sendungsbewusstsein, die Welt ein bisschen cooler und relaxter zu machen. So einer ist Will Smith, der von sich selbst behauptet, "ein Ego größer als Texas" zu haben -was man ihm gerne glaubt. Da sich zu Ego und Coolness noch eine große Portion Talent gesellt, trat klein Willie bereits als 12-jähriger Knirps rappend auf diversen Partys auf. Bald folgte der Künstlername Fresh Prince und, gemeinsam mit seinem Freund Jazzy Jeff das erste Album Rock the House, das 1986 gleich mal mit dem Grammy ausgezeichnet wurde. Dank seiner Popularität und - selbstverständlich - dank seiner unglaublichen Coolness wurde ihm zu Ehren gleich eine ganze Serie aus dem Boden gestampft. Von 1990-1996 spielte Smith in The Fresh Prince of Bel-Air den Titelhelden - und ist seitdem vor allem als Schauspieler unterwegs:

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(Foto: dpa/dpaweb)

Ob als Hitch - der Datedoktor, als Alien-Blitzdingser in Men in Black, als besorgter Vater in Das Streben nach Glück  oder als Actionheld in I Am Legend - Will Smith schlüpft lässig in jede Rolle und tritt inzwischen auch als Förderer seiner zwei Sprösslinge Jaden und Willow auf. Die sind ebenfalls so cool, dass einem Angst werden kann.  Irgendwie beruhigend, dass es auch Stars gibt, die ziemlich uncool ins Showbusiness gestartet sind. Was nicht heißt, dass sie sich inzwischen nicht gemacht haben.

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(Foto: Getty Images)

Bei der jungen Dame links im Bild, die leichte Assoziationen an einen süßen kleinen Königspudel weckt, handelt es sich tatsächlich um Kylie Minogue, die später als "Geilie-Kylie" für Fuore sorgen sollte. Im Unterschied zu Will Smith hat sie als Schauspielerin begonnen und sich dann für die Musik entschieden. Die Australierin wurde mit Neighbours, für die auch andere Aussie-Stars wie Natalie Imbruglia und Russel Crowe ihre Milchgesichter zeigen durften, bekannt. Und startete dann mit  Serienpartner Jason Donovan und Solo, mit fröhlichen leichten Popsongs wie I should be so lucky eine Gesangskarriere. 

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Das in ihr die lasziv hauchende Can't get you out of my head Kylie steckte, war da allerdings noch nicht abzusehen. Das war alles noch ziemlich mädchenhaft. Inzwischen ist Kylie eine gestandene Show-Lady, die, nach überstandener Krebserkrankung und zahlreichen Hits, deutlich an Format gewonnen hat. Auch in Deutschland versuchen zahlreiche Soapstars auf ihren Pfaden zu wandeln.

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(Foto: dpa)

Beispielsweise Yvonne Catterfeld (links im Bild) und Jeanette Biedermann (zweite von rechts), die zahlreiche Gute Zeiten Schlechte Zeiten im Schnelltenmpo durchleben mussten, ehe sie als Sängerinnen durchstarten konnten. Beide konnten sich ganz oben in den Charts platzieren, richtig dauerhaft war der Erfolg allerdings irgendwie nicht. Auch die Schauspielkarriere läuft momentan ein bisschen stockend. Während Jeanette mit Anna und die Liebe schließlich doch wieder bei einer Soap gelandet ist, scheint Catterfelds Traum, die Romy Schneider verkörpern zu dürfen, erstmal geplatzt. Beide machen inzwischen ein bisschen von allem. Das Gesetz der Serie scheint in Deutschland ein etwas anderes zu sein.

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