Serge Gainsbourg und Jane Birkin:Dauerwoodstock zwischen Sommerhäusern

Sie produzierten Platten und Skandale: Serge Gainsbourg und Jane Birkin, das Superpaar ihrer Zeit, hielten Paris und die Magazine auf Trab. Ein Bildband zeigt bislang unentdeckte Aufnahmen.

Von Alex Rühle

6 Bilder

-

Quelle: Krause & Johansen

1 / 6

Ein Familienalbum von Serge Gainsbourg und Jane Birkin, das bedeutet Dauerwoodstock zwischen Sommerhäusern und Tischgesellschaften im Spätnachmittagslicht. Andrew Birkin, der Bruder der Schauspielerin, hat nun Bilder in einem Bildband zusammengestellt, die er gemacht hat und die bislang unbekannt waren.

Plötzlich ist er dann dabei - aber nur als Randfigur im Profil oder angeschnitten als wolle der Fotograf ihn nicht wirklich auf diese Bilder lassen, die bis dahin nur Janes jugendliche Schönheit gefeiert hatten. Man darf das wohl als brüderliche Solidarität oder Skepsis interpretieren. Schließlich hatte seine Schwester sich Andrew Birkin gegenüber kurz zuvor beklagt, was für ein Ekelpaket "dieser Serge Bourguignon" sei, der französische Künstler, der in einer Low-Budget-Produktion zwar ihren Lover spielte, aber jenseits der Kamera nur arrogant und snobby zu ihr sei. Kurz nach dem ersten Foto 1968 schmachtete Serge Gainsbourg die Kindfrau mit der Zahnlücke schon vehement an.

Jane Birkin and Serge Gainsbourg, 1969

-

Quelle: Krause & Johansen

2 / 6

Wie auch immer, wenig später waren sie ein Paar. Ach was, sie wurden das Superpaar ihrer Zeit, für die einen die fröhlichfreche Popausgabe von Sartre und Beauvoir, für viele auch die Beckhams ihrer Zeit. Produzierten Platten und Skandale, hielten Paris und die Magazine auf Trab.

Serge Gainsbourg und Jane Birkin mit Freunden, 1969

-

Quelle: Krause & Johansen

3 / 6

Der Drehbuchautor und Filmregisseur Andrew Birkin, der mit seiner Schwester zeit seines Lebens so eng verbunden war, dass er sogar mit auf ihre Hochzeitsreise kam, hat nun aus den zwölf gemeinsamen Jahren von "Serge & Jane" ein Fotoalbum zusammengestellt, das vor allem Gainsbourg-Fans gefallen dürfte, zeigt es doch eine völlig unbekannte Seite des Sängers, Schauspielers und Bürgerschrecks, den liebevollen Vater und Familienmenschen, der auf dem Friedhof wie ein Vampir herumgeistert, auf Festen die Schampusflasche auf die Hochzeitstorte stellt und so viel gelöster, fröhlicher, zugewandter wirkt als auf den meisten Bildern, die man sonst von ihm kennt.

Serge Gainsbourg mit einer Zeichnung Jane Birkins in einem Restaurant in Trouville, Normandie, 1978

-

Quelle: Krause & Johansen

4 / 6

Nabokov bezeichnete die Erinnerung mal als "langen Sonnenuntergangsschatten der Wahrheit". Andrew Birkin versucht hier nicht, irgendwelche Brüche in der turbulenten Beziehung der beiden aufzuzeigen. Im Gegenteil, "Jane & Serge" lässt das Paar im warmen Spätnachmittagslicht erstrahlen, das Album wirkt wie eine Mischung aus Dauerwoodstock und Gauloises-Werbung - Verkleidungen und Kinderspiele, Sommerhäuser, offene Küchen, große Tischgesellschaften.

Die Kulissen sind Bistros, englische Feriencottages und das Pariser Haus in der Rue de Verneuil, das heute einem Museum des Paares gleicht, gepflegt von der gemeinsamen Tochter Charlotte, die hier als neugieriges Kleinkind durch die Bilder tapst.

Tochter Charlotte Gainsbourg, 1977

-

Quelle: Krause & Johansen

5 / 6

Die Bilder von der Haushaltsauflösung in London 1978 scheinen zwei traurige Menschen zu zeigen. In der Tat war da das Ende der Beziehung nicht mehr allzu fern.

Jane Birkin, 1978 in London.

-

Quelle: Krause & Johansen

6 / 6

Das Album bricht 1979 ab, ein Jahr bevor Birkin Gainsbourg verließ, der immer mehr in den Alkohol abgeglitten war. Man ahnt das auf einigen der späten Bilder, der stumpfe Blick, die glänzenden Augenringe.

Serge Gainsbourg, 1978 in London

Andrew Birkin, Alison Castle (Hrsg.): Jane & Serge. A Family Album. Taschen Verlag, Köln 2013. 176 Seiten, 39,99 Euro.

© SZ vom 11.12.2013/mfh/pak
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: