Landkreis Starnberg:"Der Preis hinterlässt auf jeden Fall Eindruck"

Ohne den Tassilo hätte der Seeshaupter Filmemacher Walter Steffen vielleicht keine Dokumentarfilme mehr gedreht

Interview von Gerhard Summer, Seeshaupt

Walter Steffen aus Seeshaupt gehört zu den produktivsten Dokumentarfilmern in Deutschland. Fast jedes Jahr bringt er ein neues Werk heraus, ob über die Fischer am Starnberger See, die Flößer auf Isar und Loisach oder die Clowns ohne Grenzen. 2010 ist Steffen mit dem Tassilo-Preis ausgezeichnet worden. Die SZ sprach mit dem 62-Jährigen darüber, welche Bedeutung diese Auszeichnung für ihn hatte.

SZ: Was hat Ihnen der Tassilo-Preis gebracht?

Walter Steffen: Sehr viel, vor allem weil er mich in meiner Arbeit bestärkt hat. Als ich den Preis erhielt, habe ich gerade den dritten Dokumentarfilm gemacht, "Endstation Seeshaupt", alles mit sehr geringen Mitteln. Und als Drehbuchautor war ich mir bis dahin nicht so sicher, ob ich den Dokumentarfilm wirklich beherrsche. Der Tassilopreis war da eine Bestätigung und ein Ansporn, weiterzumachen.

Ohne den Preis wären Sie vielleicht in einer ganz anderen Branche gelandet?

Wer weiß, alles ist möglich.

Andererseits haben Sie schon alle Jobs durch - vom Fabrikarbeiter und Trucker bis zum Skilehrer.

Die Berufe habe ich in jungen Jahren gemacht, um Geld zu verdienen fürs Schreiben und fürs Filmemachen.

Können Sie mit dem Tassilopreis bei Sponsoren punkten?

Das müsste man die Sponsoren fragen. Aber ich glaube auf jeden Fall, dass das Eindruck hinterlässt. Die SZ ist halt eine Zeitung mit Namen, und der Tassilopreis der einzige Kulturpreis, den diese Zeitung vergibt. Ich denke durchaus, dass das eine Wirkung hinterlässt und Vertrauen schafft.

Landkreis Starnberg: Walter Steffen bei Dreharbeiten in Wolfratshausen für den Film "Fahr ma obi am Wasser".

Walter Steffen bei Dreharbeiten in Wolfratshausen für den Film "Fahr ma obi am Wasser".

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Finanzierung dürfte doch das größte Problem beim Filmemachen sein?

Ja, das wird oft unterschätzt, aber gerade im Bereich Dokumentar- oder ArthouseFilm ist das eine schwierige und langwierige Aufgabe. Ich kümmere mich selbst um Finanzierung und Produktion. Die Dreharbeiten, das eigentliche Machen des Films, sind für mich sozusagen das Zuckerl obendrauf. Schade, dass es so ist, aber es ist so.

Wie läuft das bei Ihrem neuen Projekt über die Clowns ohne Grenzen auf Mission im Iran, dem Film "Joy in Iran"?

Es ist ganz schwierig, die Finanzierung dafür zu stemmen. Ich habe selber Geld investiert, eine fünfstellige Summe, um den Film überhaupt realisieren zu können. Jetzt bin ich an der Grenze dessen angelangt, was ich leisten kann. Um den Film fertigzustellen, versuchen wir deshalb, das restliche Geld über eine Crowdfunding-Kampagne reinzubringen. Was eine sehr mühsame Sache ist.

Können Sie Zahlen nennen?

"Joy im Ian", ein rein soziales Filmprojekt, mit dem ich kaum Geld verdiene, wird ungefähr 100 000 Euro kosten.

Ein Taschengeld im Vergleich zu großen Produktion.

Ja, eine 45-minütige Folge in einer deutschen Vorabendserie kostet zwischen 300 000 und 500 000 Euro. Gemessen daran ist das eine sehr kleine Summe. Aber der Dokumentarfilm führt ein stiefmütterliches Dasein, da wird von Seiten der Filmförderung und Fernsehsender sehr wenig Geld ausgegeben. Um die Rechnung aufzumachen: Ich habe für den Film Förderung erhalten, das macht etwa ein Viertel der Gesamtkosten aus, das andere Viertel müssen wir über Crowdfunding reinbekommen (www. joy-in-iran.de). Und die restlichen 50 Prozent muss ich aufbringen, indem ich und das Team momentan weitgehend Honorar verzichten.

Bavaria Vista Club beim fsff

"Happy Welcome", "Bavaria Vista Club" und "Trüffeljagd im Fünfseenland" sind nur einige Filme, die der 62-jährige Walter Steffen produziert hat. 2018 hat der Streifen "Joy in Iran" Premiere, ein "rein soziales Projekt".

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wie schwierig waren die Dreharbeiten im Iran?

Das war nach einem gescheiterten Versuch, den ganz offiziellen Weg zu gehen, relativ einfach. Die Clowns haben mich nämlich als Dokumentaristen ihrer Reise engagiert. Ich habe sie also als ihr Fotograf begleitet und mit meiner Kamera den Film gedreht. In dem Fall hatte ich kein Team dabei, sondern habe alles alleine gemacht. Was nicht leicht ist, weil ich die drei Positionen Kamera, Ton und Regie besetzten musste. Wir haben das auch publik gemacht: Überall, wo die Clowns auftraten, ob in Flüchtlingscamps, Kranken- und Waisenhäusern oder psychiatrischen Kliniken, haben wir gesagt, dass der Auftritt gefilmt wird.

"Joy in Iran" wird 2018 rauskommen?

Er wird 2018 Premiere haben, auf Festivals laufen, hoffentlich auch auf dem Fünfseen-Festival in Starnberg, und 2019 in die Kinos kommen.

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