Der schwedisch-französische Kulturfunktionär Jean-Claude Arnault wurde am Montag wegen Vergewaltigung in zweiter Instanz zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Landgericht ("hovrätten") Stockholm verschärfte damit das in erster Instanz gefällte Urteil gegen den Ehemann der Lyrikerin Katarina Frostenson. Vorwürfe, sich im Umkreis der Schwedischen Akademie, deren Mitglied Frostenson ist, an Frauen vergangen zu haben, hatten die Institution, die den Nobelpreis für Literatur vergibt, in die größte Krise ihrer Geschichte gestürzt. Sie war im Frühjahr auseinandergebrochen, nachdem eine Minderheit der Mitglieder gefordert hatte, die Vorwürfe gegen Arnault polizeilich prüfen zu lassen - die Verdächtigungen galten neben den Übergriffen auch möglichen ökonomischen Vergehen in einem Kulturverein, den Arnault mit seiner Frau betrieb. Arnault war von Freunden innerhalb der Akademie stets geschützt worden, vor allem von Horace Engdahl, einem ehemaligen Sprecher der Institution. Noch im Oktober hatte dieser das Verfahren gegen Arnault mit dem Schicksal Marie-Antoinettes verglichen, der im Verfahren, das zu ihrer Hinrichtung im Oktober 1793 führte, auch Inzest vorgeworfen worden war. Die Akademie konsolidierte sich in den vergangenen Wochen wieder, wird aber auf absehbare Zeit mit einem erheblichen Autoritätsverlust leben müssen. Jean-Claude Arnault will das Urteil vor dem Obersten Gericht anfechten. Ob das Verfahren angenommen wird, ist allerdings nicht gewiss.
Schwedische Akademie:Urteil verschärft
Schwedische Akademie in der Krise: Der schwedisch-französische Kulturfunktionär Jean-Claude Arnault wurde am Montag wegen Vergewaltigung in zweiter Instanz zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.
Von Thomas Steinfeld