Taschenbücher:Gut gemeint ist nicht genug

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Drei Taschenbücher über die Schule, zwei wilde Jungen, und den Umzug eines kleinen Mädchens in Papas neue Wohnung

Von Hilde Elisabeth Menzel

Stadt Helsinki, wo Helsins Eltern sie zur Adoption abholten. Es geht ihr gut und meistens ist sie bester Laune. Wenn nur dieser "Spinner" nicht wäre! So nennen ihre Eltern ihre Wutanfälle, bei denen sie ausrastet und wie Rumpelstilzchen tobt.

In der Schule kennen sie das schon, und die Lehrerin geht sehr gelassen damit um.

Als Louis, ein neuer Schüler in die Klasse kommt, stellt ihm die Lehrerin seine Klassenkameradinnen und -kameraden vor. Bei "Helsin" murmelt er spöttisch "Helsin - Apelsin", was sie so wütend macht, dass sie ihm die Nase blutig schlägt. Und damit beginnen die Probleme, denn Louis findet schnell Freunde, und Helsin fühlt sich ausgeschlossen. Als er dann seinen kleinen Leguan mit in die Schule bringt, klaut sie ihn in der Pause aus Louis' Ranzen. Eine ganz schlechte Idee! Denn Louis weiß viel über Finnland, und Helsin wäre so gerne seine Freundin, schafft es aber nicht, ihm zu gestehen, was sie getan hat.

Wie sich Helsin immer mehr in Widersprüche und Lügen verstrickt und die Geschichte mit einem Beinahe-Drama endet, erzählt Stefanie Höfler temporeich und spannend, zugleich aber auch humorvoll und poetisch, wie man es selten in der deutschen Kinderliteratur findet. Ihre Kinderfiguren sind starke, eigenwillige Persönlichkeiten, wie Helsin - von Anke Kuhl treffend gezeichnet - die am Ende sogar ihren "Spinner" besiegt. (ab 9 Jahre)

Stefanie Höfler: Helsin Apelsin und der Spinner. Mit Illustrationen von Anke Kuhl. Beltz & Gelberg (Gulliver), 2021. 206 Seiten, 8.00 Euro.

Die neue Taschenbuch-Ausgabe von "Dirk und ich" basiert auf der Jubiläumsausgabe von 2016, die zum 25. Geburtstag des Buches erschien. Es wurde damals mit lustigen Illustrationen von Peter Schössow ausgestattet und enthält zwei neue Geschichten. Es war das erste Buch von Andreas Steinhöfel, der damals noch keineswegs vorhatte, Kinderbuch-Autor zu werden.

"Dirk und ich" ist vielmehr im Zorn entstanden, wie er immer wieder in Interviews erzählt. Er hatte sich nämlich über ein Kinderbuch-Manuskript geärgert, das "so gut gemeint" war, und aus dem die Kinder vor allem "etwas lernen" sollten. Und aus diesem Zorn heraus hatte er dann dem Carlsen Verlag mit "Dirk und ich" eine Alternative angeboten. Es wurde ein großer Erfolg, was Andreas Steinhöfels Zukunftspläne dramatisch veränderte, wie er in einem ausführlichen Nachwort erzählt.

Es sind Geschichten zweier wilder Brüder, deren Alltag voller Katastrophen ist, die zum Glück aber immer gut ausgehen, und wunderbar zum Vorlesen und Miteinander-Lachen geeignet sind! (ab 8 Jahre)

Andreas Steinhöfel: Dirk und ich. Mit Illustrationen von Peter Schössow. Carlsen 2022. 174 Seiten, 6, 99 Euro.

"Wir fliegen in ein anderes Land und wohnen dort in einer neuen Wohnung", hatte der Papa unserer kleinen Heldin gesagt, und dass sie nur ihre "liebsten Sachen" in ein kleines Köfferchen packen dürfe. Aber da passen weder ihr Aquarium, Opas Holzstuhl, geschweige denn ihr Birnbaum oder ihre liebste Freundin hinein! Und auch das Meer gehört zu ihren liebsten Sachen! "Doch das musste ich nicht mitnehmen. Das ist das Tolle am Meer, es ist überall!" Und so packt sie einige ihrer liebsten Sachen in Flaschen, die sie ins Meer wirft. In ihrem neuen Zuhause wohnt sie nicht so nah am Meer, aber ihr Papa hat ihr ein Fahrrad geschenkt, mit dem sie dorthin fahren kann. Und auf die Flaschen mit ihren liebsten Dingen kann sie warten, denn sie hat einen neuen Freund gefunden.

Julie Völk begleitet diese liebevolle, kleine Geschichte mit ihren zarten, poetischen Bildern, auf denen es viel zu entdecken gibt. (Ab 4 Jahre)

Sepideh Sarihi/ Julie Völk: Meine liebsten Dinge müssen mit. Beltz & Gelberg (Minimax), 2021. 32 Seiten, 6,50 Euro.

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