Schriftsteller Kapuscinski ist tot:Zeuge von Leid und Hoffnung

Ryszard Kapuscinski schrieb Reportagen von literarischem Rang und galt wiederholt als Kandidat für den Nobelpreis. Gestern abend starb er in Warschau.

Der vielfach preisgekrönte polnische Schriftsteller und Journalist Ryszard Kapuscinski ist am Dienstagabend im Alter von 74 Jahren gestorben. Er starb an einem Herzinfarkt drei Tage nach einer Operation in einem Warschauer Krankenhaus, meldete die polnische Nachrichtenagentur PAP.

Ryszard Kapuscinski

Ryszard Kapuscinski bei der Arbeit, 1986.

(Foto: Foto: AP)

Kapuscinski galt als einer der herausragenden Vertreter der literarischen Reportage. Sein Tod löste in Polen große Betroffenheit aus. Die Abgeordneten des polnischen Parlaments würdigten ihn am Mittwoch als moralische Autorität und "Zeugen menschlichen Leids und menschlicher Hoffnungen".

Der am 4. März 1932 in Pinsk im heutigen Weißrussland geborene Kapuscinski war Reporter der polnischen Nachrichtenagentur PAP, für die er als Korrespondent aus Afrika berichtete. Mit seinen Reportagen wurde er über die Grenzen Polens hinaus bekannt. Der Schriftsteller zeichnete Porträts der Mächtigen (Schah, König der Könige) wie auch sensible Beschreibungen der Lebensbedingungen der Menschen in der Dritten Welt sowie der Kriege und Bürgerkriege in Afrika und Lateinamerika. Wiederholt galt er als Kandidat für den Literaturnobelpreis.

Die polnischen Zeitungen widmeten Kapuscinski am Mittwoch mehrere Seiten und würdigten ihn als "größten Reporter Polens", der die Reportage zu literarischem Rang erhoben habe. Hervorgehoben wurden vor allem seine Menschlichkeit, seine Neugier auf andere Menschen und Kulturen und seine Liebe zu Afrika. "Dank ihm hatten wir Polen in den Zeiten der Diktatur wie auch im freien Land die Chance, weniger provinziell zu sein", schrieb die linksliberale "Gazeta Wyborcza" in ihrem Nachruf.

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