Ende der Sechziger wurden Schriftsteller gerne gefragt: Für wen schreiben Sie? Oft gehört wurden die Antworten: für die Unterdrückten und Beladenen, das Proletariat, Menschen, die selten mit Literatur in Kontakt kommen. Keiner wäre auf die Idee gekommen zu sagen: für die betuchten Kreise, die es sich leisten können, sich mit Romanen die Zeit zu vertreiben; oder für das halbe Prozent der Bevölkerung, das keine Angst davor hat, mit einem Gedichtband in der Hand erwischt zu werden. Einzig die Antwort von Heinrich Böll ist mir im Kopf geblieben, der nach einer langen Zeit des Nachdenkens sagte: Für alle!
Literaturzeitschrift "Schreibheft":Der übersehene Kanon
Die 100. Ausgabe des "Schreibhefts" widmet sich den Vergessenen der Literatur. Ist es reiner Zufall, ob ein Buch eine Spur hinterlässt?
Von Michael Krüger
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