Schauspielerin:Extreme Rollen

Amanda Plummer spielte einst Honey Bunn in Pulp Fiction. In München ist sie in einer deutschen Produktion zu sehen. Außerdem sitzt sie in der Cinemasters-Jury.

Von Josef Grübl

Sie hat in mehr als 100 Filmen mitgespielt, doch ihren Namen kennen nur wenige. An ihre berühmteste Rolle erinnern sich dagegen viele: Als Honey Bunny in Quentin Tarantinos Pulp Fiction machte sie erst ihrem Freund eine Liebeserklärung ("I love you, Pumpkin"), danach überfiel sie mit wildem Furor ein Restaurant. Das war vor 24 Jahren und nicht ihre erste extreme Rolle: Amanda Plummer galt schon damals als die Antithese des süßen All-American Girls, sie spielt bevorzugt Außenseiterinnen, Psychopatinnen oder Serienkillerinnen. Bereits zu Beginn ihrer Karriere, in der John-Irving-Adaption Garp und wie er die Welt sah aus dem Jahr 1982, war sie das Vorbild für eine Gruppe von radikalen Feministinnen, die sich aus Protest gegen Männergewalt ihre Zungen herausschneiden ließen. Zwei Jahre später war sie eine Terroristin in Das Hotel New Hampshire, ebenfalls nach einem Roman von Irving. Extreme Rollen bevorzugt sie noch heute, in Filmen, Serien und auf der Bühne.

Schauspielerin: Amanda Plummer ist am Fr., 6. Juli, um 15 Uhr bei "Filmmakers Live" im Carl-Amery-Saal im Gasteig

Amanda Plummer ist am Fr., 6. Juli, um 15 Uhr bei "Filmmakers Live" im Carl-Amery-Saal im Gasteig

(Foto: Filmfest)

Geboren wurde Plummer im Jahr 1957 als Tochter eines Schauspielerpaares: Ihre Mutter Tammy Grimes war ein gefeierter Theaterstar, ihr Vater Christopher Plummer machte Karriere beim Film, er eilt seit einem halben Jahrhundert von Erfolg zu Erfolg und wurde erst dieses Jahr wieder für sein Spiel in Alles Geld der Welt für einen Oscar nominiert. Die Ehe der Eltern hielt nicht lange, sie trennten sich, als Amanda drei Jahre alt war. Sie wuchs bei ihrer Mutter in New York und bei den Großeltern in Massachusetts auf, an ihrem Berufswunsch bestand kein Zweifel: Mit 22 stand sie erstmals auf der Bühne, zwei Jahre später folgte mit dem Western Cattle Annie ihr Filmdebüt. Beim Filmfest ist sie in der Reihe "Neues deutsches Kino" zu sehen: A Young Man With High Potential ist eine auf Englisch gedrehte Psychostudie, es geht um einen verklemmten Studenten und seine erste Liebe, die spurlos verschwindet. Plummer spielt eine Ermittlerin, die die junge Frau im Auftrag von deren Familie sucht.

Es ist nicht ihre erste Rolle in einem deutschen Film: Im Jahr 2000 übernahm sie die Hauptrolle im Horrorthriller Seven Days To Live, elf Jahre später stand sie in Berlin-Neukölln für den Thriller Dr. Ketel vor der Kamera. Der Berliner Filmstudent Linus de Paoli wurde damit weltweit zu Festivals eingeladen, auch sonst war es der Anfang einer guten Arbeitsbeziehung: Linus de Paoli ist auch der Regisseur von A Young Man With High Potential. Die beiden werden sich bei der Premiere in München wiedersehen, auch sonst ist die Amerikanerin recht präsent. Das Filmfest konnte sie für die Jury des Cinemasters-Wettbewerbs verpflichten. Dort wird sie gemeinsam mit ihren deutschen Kollegen Meret Becker und Blixa Bargeld über die neuen Filme von Regisseuren wie dem japanischen Cannes-Gewinner Hirokazu Kore-eda, dem Chinesen Jia Zhang-ke oder der Italienerin Alice Rohrwacher urteilen. Auch ein alter Bekannter von Amanda Plummer tritt in dieser Reihe um den mit 50 000 Euro dotierten Arri-Osram-Award an: Mit Terry Gilliam drehte sie im Jahr 1991 König der Fischer. Ob sie ihn jetzt zum König der Filmer macht?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: