Schauspieler Jackie Chan:Häuser zu verschenken

Jackie Chan

Da hat er noch was zu lachen: Jackie Chan auf einem Archivbild aus dem Juli 2010.

(Foto: Reuters)

Wenn er sich nicht gerade durch einen Hollywoodfilm prügelt, hat Schauspieler Jackie Chan ein großes Herz für die Kulturgüter seiner Heimat. Nun will er seine Sammlung altchinesischer Häuser einer Universität in Singapur schenken - und zieht sich damit den Unmut vieler Landsleute zu.

Von Tim Neshitov

Im Westen ist Jackie Chan vor allem mit seinen lustigen Filmen bekannt, in China schätzt man ihn auch als Sänger. In seinen Liedern kommen oft Wörter wie "Herz", "Drache", "Traum" und "Liebe" vor. Neuerdings auch das Wort "Heimat". Auf seiner jüngsten, schwer übersetzbaren Single singt Jackie Chan: "Sogar die härtesten Schwierigkeiten werden uns nicht von unseren Positionen abbringen. Dass wir uns dem Dienst an unserer Heimat verschrieben haben, ist auf unserer Haut eingraviert. Meine Heimat ist das Gleiche wie mein Name."

Die semantischen Grenzen zwischen Haut und Herz sind bei Jackie Chan so fließend wie die Grenzen zwischen Vaterlandsliebe und der Liebe zur Kommunistischen Partei Chinas. Im März nahm er, mittlerweile 59 Jahre alt, an den Sitzungen der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes teil. Das ist ein Gremium, das die Abgeordneten des Nationalen Volkskongresses beraten darf - und dadurch den Anschein verstärkt, diese Abgeordneten hätten etwas zu entscheiden. "Mein Herz wurde natürlich von Emotionen überflutet", schrieb Jackie Chan in seinem Internet-Tagebuch.

Nun hat er im selben Tagebuch eine Entscheidung kundgetan, die in den Augen vieler Chinesen seinen Patriotismus infrage stellt. Chan will seine Sammlung altchinesischer Häuser aus Sandelholz einer Universität in Singapur schenken.

Er kaufte die Häuser vor zwanzig Jahren in der Provinz Anhui im Südosten Chinas. Kurz davor hatte die Unesco die Huangshan-Berge in Anhui und einige Dörfer in deren Nähe zum Weltnatur- und Weltkulturerbe erklärt. Die Häuser, die Jackie Chan zu einem nicht bekannten Preis erwarb, sind zwischen 200 und 400 Jahre alt. Stellt man sie nebeneinander, ergibt sich ein kleines Wohnviertel aus den Zeiten der Qing-Dynastie (1644-1911), mit Theaterbühne und geschnitztem Pavillon.

"Futter für Termiten"

Ursprünglich wollte Chan die Häuser seinen Eltern schenken, diese waren während des Bürgerkriegs nach Hongkong geflohen und zogen ihren Sohn dort in bitterer Armut groß. Aber die Eltern starben, bevor die Restauratoren mit ihrer Arbeit fertig wurden, und Chan ließ die Häuser auseinanderbauen und in einem Lagerhaus deponieren. "Nun sind sie Futter für Termiten", schreibt er in seinem Blog. "Diese historischen Bauten sind die Essenz der traditionellen chinesischen Architektur, und ich denke, es ist eine Verschwendung, wenn sie nicht gezeigt werden, damit Menschen ihre Freude an ihnen haben können."

Der Grund, warum Chan diese historische Essenz nun nach Singapur ausfliegen lässt, ist einfach: Er glaubt, dass die Häuser dort einfach besser aufgehoben sein werden. Weder in seiner Heimatstadt Hongkong noch in dem großen Rest Chinas hat Chan Menschen gefunden, die sich um sein Geschenk professionell kümmern würden. Singapur als Notlösung also, mit dem patriotischen Argument: "So werden Studenten aus der ganzen Welt die Gelegenheit haben, unsere historische Architektur zu sehen und unsere chinesische Kultur zu verstehen."

Die staatliche Volkszeitung (Renmin Ribao) berichtete prompt, Jackie Chan habe eine "Debatte über den Schutz von Chinas Kultur losgetreten". Im Staatsradio sagte ein Experte des Pekinger Palastmuseums, es sei unangebracht, alte Häuser ins Ausland zu bringen. "Ein Kunstwerk verliert immer einen Teil seiner Bedeutung, wenn es entwurzelt wird."

Zehntausende alte Häuser werden jährlich zerstört

Dem kann man wohl nur entgegenhalten, ein Kunstwerk verliert seine ganze Bedeutung, wenn es zerstört wird - ein Schicksal, das seit 1989 Zehntausende alte Häuser ereilt hat. Der Journalist Wang Jun, der sich auf Denkmalschutz spezialisiert hat, schätzt, dass jedes Jahr an die sechshundert Hutong-Häuser abgerissen werden, damit an ihrer Stelle Bürotürme und Einkaufszentren entstehen können.

Erst im vergangenen Jahr rasierten die Bagger einer Baugesellschaft in Peking das Familienhaus von Liang Sicheng (1901-1972) weg. Sicheng war Ehrendoktor der Princeton University, er gilt als der Vater der modernen chinesischen Architektur. Nach dem Bürgerkrieg versuchte er zu verhindern, dass Mao Zedong das historische Zentrum Pekings den Verwaltungsgebäuden der neu gegründeten Volksrepublik opferte. Vergebens. Während der Kulturrevolution wurde Sicheng schikaniert und starb in Ungnade.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: