Schauspieler-Gagen:Erste Schritte

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Die finanzielle Situation von Theaterschauspielern ist oft prekär. Der Deutsche Bühnenverein hat sich deshalb mit Vertretungen darauf geeinigt, dass die Mindestgage auf 2000 Euro brutto erhöht und Schwangere besser geschützt werden sollen.

Von Christine Dössel

Was ihre Strukturen und Arbeitsbedingungen angeht, hinken Theater vielen anderen Unternehmen hinterher. Um dies anzuprangern und zu ändern, haben sich in jüngerer Zeit Künstlerinitiativen wie "Art but fair" oder das "Ensemble-Netzwerk" hervorgetan. Sie fordern Verbesserungen wie faire Gagen, Arbeitszeiterfassung, Freizeitausgleich, Gleichbezahlung von Männern und Frauen sowie mehr Mitsprache.

Insofern ist es erst mal als Erfolgsergebnis zu werten, was der Deutsche Bühnenverein mitteilt: nämlich dass vom 1. April 2018 an der Schutz für Schwangere gestärkt und die Mindestgage auf 2000 Euro brutto erhöht wird. Darauf habe man sich mit der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) und der Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO) geeinigt. Die neue Mindestgage bedeutet eine Erhöhung von gut acht Prozent. Sie gilt für Solokünstler an Stadttheatern, Staatstheatern und Landesbühnen, nicht für Privatbühnen.

Den Vorteil der Neuregelung für Schwangere erklärt der Bühnenverein so: Der Arbeitgeber darf während der Schwangerschaft und bis vier Monate nach der Entbindung keine Nichtverlängerungsmitteilung aussprechen. Damit verlängert sich der Vertrag der betroffenen Frau automatisch um eine Spielzeit. Das sei einmalig. Bei befristeten Verträgen in anderen Branchen habe eine Schwangerschaft keine Auswirkung auf die Länge des Vertrages, das Arbeitsverhältnis laufe ohne Kündigung einfach aus. Johannes Maria Schatz, Gründer und Vorsitzender von Art but fair, bricht jetzt trotzdem nicht in Jubel aus. Das seien "halbgare Lösungen". Was sein Verein fordert: eine Angleichung der Künstlerverträge an den TVöD, den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. Dann wäre die Bezahlung sehr viel besser, und es würden Ungerechtigkeiten ausgeglichen wie etwa die, dass ein Verwaltungsbeamter im Theater mehr verdient als die Bühnenkünstler. Oder ein Orchestermusiker mehr als ein Solist. Netto verdiene ein Schauspieler im Schnitt 1500 Euro, "bei Arbeitszeiten von bis zu 60 Stunden die Woche, ohne Ausgleich". Da gebe es noch viel zu tun.

© SZ vom 25.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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