Schauplatz Tel Aviv:Ein kultureller Schmelztiegel

In Jaffa, im Süden von Tel Aviv, gibt es eine lebendige Kunstszene zu entdecken. In viele Wohnhäusern, in kleinen Café und ehemaligen Restaurants sind eine Vielzahl internationaler Galerien eingezogen.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Tel Aviv entwickelt sich immer mehr zu einem Hotspot der internationalen Kunstszene. Auch innerhalb der Stadt gibt es Verlagerungen. Immer mehr Künstler und Studios ziehen vom Zentrum in den Süden und Richtung Jaffa, die Galerien folgen mit etwas zeitlichem Abstand. In fast jedem der Häuser in der von Touristen überlaufenen Altstadt von Jaffa gibt es inzwischen einen Verkaufsraum für Kunst. Auf dem zentralen Kedumim-Platz hat die Galerie Charlot aus Paris im Vorjahr eine Dependance in der Mittelmeer-Metropole eröffnet. Gezeigt werden israelische und ausländische Künstler, der Fokus liegt, passend für die Start-up-Nation Israel, auf digitaler Kunst.

Um weitere spannende Projekte zu finden, muss man sich in diesem Stadtteil etwas weiter abseits der Touristenströme bewegen, wo sich Juden, Muslime und Christen näher kommen, als in den meisten anderen Regionen des Landes. Diese brodelnde Gemengelage ist eine inspirierende Umgebung für Kunst.

In der Kunstszene von Tel Aviv gibt es noch Entdeckungen zu machen

Inmitten einer Wohnstraße eröffnete nach längerer Umbauzeit mit Magasin III eine Galerie, die in Schweden als Kulturinstitution gilt und Werke von Ai Weiwei, James Turrell und Pipilotti Rist ausstellt. Nach 30 Jahren in Stockholm hat die Galerie in Jaffa einen Außenposten in einem ehemaligen Restaurant eingerichtet. Der Manager der Galerie, Karmit Galili, begründet den Schritt damit, dass man in Jaffa Teil eines kulturellen Aufbruchsprozesses sein könne. Die mit großen Glasfenstern in strahlendem Weiß ausgestatteten Räume sind weithin sichtbar und befinden sich zwischen einer Synagoge und einem Friseurladen.

Auch alteingesessene israelische Galerien wie die 1966 gegründete Gordon Gallery in der gleichnamigen Straße eröffneten eine weitere Ausstellungsfläche in dieser Nachbarschaft. In der Nacht ist der Eingang zum White-Cube-Space schon von weitem sichtbar, die Galerie befindet sich in einer Lagerhalle, nebenan sind eine Fabrik und eine Tischlerei.

Niederschwelliger ist das Beit Kandinof, in dem versucht wird, kulinarische und künstlerische Ansprüche miteinander zu verbinden: als Bar, Restaurant und Galerie gleichermaßen. Es gibt auch zwei Räume für "Artists in Residence". Wer will, kann zuerst essen, dann schauen. Die Kunst wird auf Ständen und in Räumen des alten Palastes präsentiert, wo noch Patina vorhanden ist. So ergibt sich eine spannende Interaktion zwischen den Kunstwerken und dem Gebäude. Für die Eigentümer Amir Erlich und Arianna Fornaciai ist es ein "kultureller Schmelztiegel", der in Jaffa den richtigen Raum gefunden hat.

Auch Cuckoo's Nest versucht den Brückenschlag zwischen Kulinarik und Kultur. Im Ambiente eines Trödelladens werden Bilder gezeigt, es gibt aber auch Vorträge und Livemusik. Im Süden Tel Avivs und in Jaffa kann man nicht nur seinen Kulturbegriff erweitern, sondern auch israelische Künstler entdecken, denen auf dem internationalen Markt der Durchbruch noch nicht gelungen ist.

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