Schauplatz Ramallah:Pionierin auf einem schwierigen Markt

Die palästinensische Kuratorin Samar Martha hat lange in London gelebt, ehe sie ins Westjordanland zurückkehrte. Hier aber gebe es keinen Platz, um Kunst auszustellen, sagten ihr Künstler. Also gründete sie eine Galerie.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Es riecht noch nach Farbe, einige Bilder stehen eingepackt an den Wänden. In wenigen Tagen wird hier in Ramallah eine Galerie eröffnet, nicht weit von ihrem ersten Standort entfernt. Die neuen Räume bieten den Vorteil, dass die Galerie nicht mehr im ersten Stock liegt, sondern von der Straße aus zugänglich ist. Die Palästinenserin Samar Martha, 48, hofft, dass damit die Hemmschwelle für einen Besuch sinkt. Denn eine Galerie im Westjordanland zu betreiben, ist Pionierarbeit.

Zwölf Jahre hat Martha in London gelebt, Art Management and Cultural Policy studiert und als Kuratorin gearbeitet. Dann entschied sie sich, nach Hause zurückzukehren. "Ich habe mich gefragt, welche Möglichkeiten es hier gibt. Die Antwort war, ehrlich gesagt, nicht sehr ermutigend. Künstler haben mir gesagt, dass es keinen Platz gibt, wo wir unsere Kunst professionell ausstellen können. Deshalb habe ich eine Galerie gegründet."

Sie wagte sich auf Neuland, denn einen Kunstmarkt gab es nicht. Als Martha bei der Anmeldung vom Behördenvertreter nach dem Namen ihrer Galerie gefragt wurde, antwortete sie spontan: "Gallery One". Es war tatsächlich die erste Galerie, die 2014 in den palästinensischen Gebieten ihre Pforten öffnete. Inzwischen gibt es in Bethlehem und Al-Bireh zwei weitere Galerien und einige Sammler. Bei Kunstmessen in den Golfstaaten seien aber nur Kunstwerke aus den 50er-, 60er-Jahren gefragt. Zeitgenössische Kunst zu verkaufen, sei dagegen schwierig. "Videokunst oder Installationen: das klappt leider gar nicht. Aber genau das ist meine Leidenschaft. Auch wenn ich nichts verkaufe, stelle ich trotzdem weiter aus." Immerhin hätten nun Museen in Europa, die sie angesprochen hat, Werke angekauft. "Das Interesse ist da, aber es fehlt das Wissen über die palästinensische Kunstszene. Man muss Künstler bekannt machen. Auch das will ich ändern, nicht nur in Ramallah", sagt sie.

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