Schauplatz Los Angeles:Die Kurven der Schlange

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Wer diese Stadt verstehen will, muss ihre Kurven kennen: Los Angeles ist wie eine Schlange.

Von Jürgen Schmieder

Adrian Grenier lacht. Er sitzt in einem Hotel in Beverly Hills und hat soeben erfahren, dass er gar nicht der Hauptdarsteller des Films "Entourage" ist, sondern Los Angeles. Die Stadt als Filmpartner, der Ort als Figur - im wunderbaren Film "Los Angeles Plays Itself" ist das zu sehen, die beste Dokumentation über Los Angeles geisterte ein Jahrzehnt lang durchs Internet und ist nun endlich auf DVD erhältlich.

Grenier überlegt lange, was er denn nun sagen soll zu diesem Ort, der abseits von Leinwand und Bildschirm nicht über den allerbesten Ruf verfügt. Zahlreiche Besucher stellen nach dem typischen Touristen-Tag mit den Stationen Hollywood Boulevard, Rodeo Drive und Santa Monica Pier ernüchtert fest: Dieses Los Angeles ist eine stinklangweilige Stadt. "Du brauchst ein Auto, dringend", sagt Grenier: "Ich würde von Malibu aus den Pacific Coast Highway die Küste entlang fahren, das Getty Museum in Pacific Palisades, weiter nach Santa Monica, dann über den Mulholland Drive bis zum Griffith Observatory. Eine herrliche Strecke." Die Glamour-Route für all jene, die Sonne und Strand sehen möchten, Stars und Sternchen, Kunst und Kultur.

Los Angeles spielt sich selbst, derzeit übernimmt die Stadt auch eine Hauptrolle in der zweiten Staffel von True Detective. Showrunner Nic Pizzolatto porträtiert Los Angeles als schwer korrupten Ort des Wahnsinns. Pizzolatto sagt: "Man muss in dieser Stadt herumfahren und ständig neue Details entdecken - plötzlich entsteht eine völlig neue Welt."

"Entourage" und "True Detective" sind zwei Produkte Hollywoods, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten - die Botschaft der seichten Komödie ist jedoch die gleiche wie die der philosophischen Fernsehserie: Wer diese Stadt verstehen will, der darf nicht auf dem Hollywood-Boulevard vergeblich darauf warten, dass vielleicht mal ein Star vorbeischaut. Diese Stadt springt einen nicht an wie New York, sie lädt einen auch nicht ein wie San Francisco. Sie ist einfach nur da und wartet. Wie eine Schlange. Wer diese Stadt erleben will, der muss sie wortwörtlich erfahren. Er muss sich ins Auto setzen und losfahren. Über den Mulholland Drive. Durch Beverly Hills, durch Downtown. Durch Compton und Watts. An der Küste entlang, die Hügel hinauf, durch Canyons. Vor allem aber muss er sich auf dieses Geflecht aus Highways begeben, das sich durch Los Angeles zieht. Jede Ausfahrt führt in eine neue Welt.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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