Schreibweisen gibt es viele für diesen Ort: Jaffa, Jafa, Yafo, Japho, Joppa und noch ein paar andere. Früher war Jaffa wegen der hier angepflanzten Orangen bekannt, jetzt assoziiert man den Ort vor allem mit seinem Hafen - er ist einer der ältesten im gesamten Mittelmeerraum - und den vielen Galerien, Ateliers und Studios von Künstlern. In fast jedem Haus in der Altstadt gibt es etwas zu sehen, was man gemeinhin unter Kunst versteht - manches ist allerdings kaum mehr als Kitsch. Das gilt auch für vieles, was im Ilana-Goor-Museum ausgestellt wird. In dem mehrstöckigen, ehemaligen Palast sind nicht nur Arbeiten der Künstlerin und Fotos von ihr mit Prominenten zu sehen, sondern auch Werke bekannter internationaler Künstler wie Anselm Kiefer und Josef Albers, die in dem Sammelsurium fast nicht auffallen.
In einer der Gassen der Altstadt befindet sich die Farkash-Galerie, sie beherbergt angeblich die weltweit größte Kollektion israelischer Vintage-Poster. Diese Galerie befindet sich bereits seit 1948 in Familienbesitz. Auch wenn sie am Abend oder am Schabbat geschlossen ist, kann man dennoch gleich nebenan ihre teils plakativen Werke zu jeder Tages- und Nachtzeit betrachten. Denn durch die Altstadtgassen zieht sich eine öffentliche Straßengalerie. In Schaukästen, die in der Nacht beleuchtet sind, finden sich 60 Werke, die ursprünglich 2017 auf der Illustrationsschau in Tel Aviv ausgestellt wurden. Rund 500 Künstler und Illustratoren aus Israel nahmen an der über die ganze Stadt verteilten Schau teil: Der Flohmarkt von Jaffa war genauso einbezogen wie die Galerien in der Stadtmitte von Tel Aviv.
Die auf Dauer angelegte Straßengalerie in Jaffa soll ermöglichen, dass möglichst viele Besucher in Kontakt mit Kunst kommen, ohne ein Museum oder eine Galerie betreten zu müssen. So beschreibt Kurator Yuval Saar die Intention. Einige der Werke dieser Form von Kunst im öffentlichen Raum sind mehr Illustrationen, andere bissige Kommentare zum Zeitgeschehen. Es finden sich auch klassische Comics darunter. Einige Arbeiten regen zum Nachdenken an, manche zum Schmunzeln.
Auffällig ist allerdings, dass sich kaum arabische Künstlernamen unter den ausgestellten Werkurhebern befinden. Dabei ist Jaffa einer der wenigen Orte in Israel, in denen das Zusammenleben von Juden, Muslimen und Christen halbwegs funktioniert. Hier vermischen sich Kulturen und Religionen. Über die Dächer ertönen die Rufe des Muezzin, die sich am Sonntag mit dem Geläut der Kirchenglocken vermischen. In der Altstadt von Jaffa sind gleich mehrere Kirchen, ein Kloster, Moscheen und die libysche Synagoge.
Allerdings ist dies ein fragiles Miteinander, wie allen bewusst ist und in diesem Jahr erst recht in Erinnerung gerufen wird. Im Mai ist der 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels und damit auch der Eroberung Jaffas durch jüdische Milizen. Ein Großteil der palästinensischen Bevölkerung wurde damals vertrieben, die ehemals arabische Stadt wurde Tel Aviv, das 1909 als Vorort Jaffas gegründet wurde, eingemeindet. Heute sind zwei Drittel der Bevölkerung jüdischen Glaubens. Unter dem Problem der Gentrifizierung leiden nun die Künstler. Doch noch wohnt Jaffa ein besonderer Zauber inne als eine der wenigen Stätten, wo Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten noch möglich scheint. Und auch in einigen der in der Straßengalerie ausgestellten Werke genährt wird, die besonders in der Nacht ihre Leuchtkraft entfalten.