Süddeutsche Zeitung

Favorit der Woche:Das Prinzip Zufriedenheit

Auf Twitterkonten wie "SatisfiyingDaily" oder in Instagram-Feeds mit dem Wort "Satisfying" steckt überraschend viel Zeitgeist.

Von Andrian Kreye

In Jugendworten steckt oft viel Zeitgeist. Hinter "satisfying" verbirgt sich zum Beispiel ein Ästhetikbegriff, der den Verstörungswillen der Avantgarde in Frage stellt. Es handelt sich dabei um den Blick für Ordnungsmuster im Banalen. Der Lackiervorgang auf einer Töpferscheibe. Der kunstvolle Schnitt, nach dem eine Melone in geometrische Einzelteile zerfällt. Der Fingerstreich über die Rückseite einer Schokoladentafel. Das Abziehen eines Kreppbandes nach dem Besprühen mit Farbe. Asiatische Symmetrien. Mechanische Perfektion. Das begann vor zehn Jahren als "Oddly Satisfying" (seltsam befriedigend) in der Meme-Welt der Online-Videos. Auf Twitterkonten wie @SatisfiyingDaily oder Instagram-Feeds wie Satisfying läuft das immer noch. Nur logisch, dass das in diesem so himmelschreiend unordentlichen und "unsatisfying" Jahr aus der Netznische in den Wortschatz fand.

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