Frankreichs Ex-Premier:Diese Flamme brennt noch

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Den Hafen von Algier kontrolliert Frankreich nicht mehr, seine von Albert Marquet gemalte Ansicht gehört für Nicolas Sarkozy aber klar zur Landeskultur (Le port d'Alger sous la brume, 1943, Ausschnitt). (Foto: All mauritius images/ Aclosund Hist)

Nicolas Sarkozy, frisch an die Fußfessel gelegter Ex-Präsident der Franzosen, hat einen Wälzer verfasst. Über Kunst. Sein Volk ist verdutzt. Und das Buch recht berührend.

Von Johanna Adorján

Bisher hat man Nicolas Sarkozy mit Hochkultur höchstens insofern in Verbindung gebracht, als er es war, der Yasmina Reza zu einem ihrer besten Bücher inspirierte. "Frühmorgens, abends oder nachts" erschien 2007, in dem Jahr, in dem Sarkozy zum Präsidenten gewählt wurde. Ein Jahr lang hatte Reza seinen Wahlkampf begleitet, und sie beschreibt ihn als relativ kleinen Mann, der gegen nicht weniger als die Vergänglichkeit antreten will. Begreiflicherweise ist dieser Mann, den die Franzosen als "le petit Nicolas" bezeichnen werden, von großer Unruhe getrieben, er ist einer, der Dinge gleich angeht, anstatt lange zu zögern, kein verdorbener Zyniker, sondern ein erwachsen gewordener Junge, der voller Staunen ist über die Position, in die er es geschafft hat, und der sich nun müht, sich sein Staunen staatsmännisch nicht anmerken zu lassen, was natürlich nicht gelingt. Und so wirkt er stets ein wenig wie Louis de Funès in seinen Filmen, nur eben in echt und als Staatspräsident statt als flic in St. Tropez.

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