Sanierung:Wechselbad

Die Geschichte der Neuen Pinakothek

Von Evelyn Vogel

Blickt man zurück auf die Geschichte der Neuen Pinakothek, ist die gelinde gesagt wechselvoll. Das ursprüngliche Gebäude, 1853 im Auftrag Ludwig I. nach Plänen Friedrich von Gärtners erbaut, wurde 1944/45 durch Bomben zerstört, die Ruine einige Jahre später abgerissen. Nach einem Ideenwettbewerb 1966/67 erhielt Alexander von Branca den Auftrag zum Bau der Neuen Pinakothek. Doch es dauerte 14 Jahre bis zur Eröffnung 1981. Der Neubau kostete umgerechnet etwa 57 Millionen Euro. Die Architektur wurde von Anfang an als architektonisches Ärgernis kritisiert, Alexander von Branca wegen der verspielten Accessoires des "Verrats an der Gegenwart" bezichtigt. Nur Lichtplanung und Wegeführung galten schon immer als vorbildlich.

Das Haus hat eine Ausstellungsfläche von 7250 Quadratmeter für eine Sammlung von etwa 6000 Werken vom späten 18. bis zu den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Eigentlich sollten auch die Kunst der Moderne und die Graphische Sammlung einziehen, stattdessen wurden die Bibliothek, die Zentralverwaltung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und das Restaurierungszentrum Doerner-Institut untergebracht.

2006 gab es nach einem Schaden an den Rauchabzugsanlagen und einer Schließung des Museums erste Verbesserungen der technischen Anlagen. Als Klaus Schrenk im Frühjahr 2009 Generaldirektor der Staatsgemäldesammlungen wurde, stand die Sanierung der Neuen Pinakothek schon ganz oben auf seiner Agenda. Im Mai 2009 begann man mit einer "Teilbausanierung", die bis Juli 2010 dauern sollte. Schon damals vordringlich: die Klimaanlage, für die man bereits kaum noch Ersatzteile fand.

2011 wurde klar: Die Neue Pinakothek muss für die Sanierung komplett geräumt werden. Neben Brandschutz und Klima rückte das Asbestproblem in den Mittelpunkt. Geschätzte Kosten damals: 60 Millionen Euro, erwartete Sanierungsdauer 2014 bis 2018. Bernhard Maaz, der im April 2015 die Nachfolge von Schrenk antrat, machte die Generalsanierung der nicht denkmalgeschützten Neuen Pinakothek zu einer seiner Hauptaufgaben. Im Herbst 2015 musste man wieder wegen notwendiger Ertüchtigungen dicht machen und hoffte auf 2017 für den Sanierungsbeginn. Mittlerweile waren auch die Wassereinbrüche signifikant. Kostenschätzung jetzt: bis zu 80 Millionen Euro.

Nun ist es endlich so weit: Nach Sonntag, 30. Dezember 2018, schließt die Neue Pinakothek für Besucher. Kosten und Sanierungsdauer werden die bisherigen Schätzungen mit ziemlicher Sicherheit übersteigen. Die Verwaltung, das Doerner Institut, die Bibliothek mit mittlerweile mehr als 110 000 Bänden und zahlreiche Werkstätten bleiben zunächst vor Ort. Für das Doerner-Institut und die Werkstätten hat man neue Räume gefunden, wo die Verwaltung und die Bibliothek hinsollen, scheint noch nicht geklärt.

Die meiste Kunst wird ins Depot wandern. Eine Auswahl von Meisterwerken des 19. Jahrhunderts soll von Sommer an in der Alten Pinakothek und der Sammlung Schack gezeigt werden. Und wie wäre es, das Haus der Kunst, wo man nach dem Krieg schon einmal Unterschlupf gefunden hat, bis zu dessen Sanierungsbeginn zu bespielen? Allerdings nur mit Skulpturen. Denn klimatechnisch liegt auch hier einiges im Argen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: