Sandra Bullock wird 50:Erfrischend unkompliziert

Sollen andere die Diva spielen - Sandra Bullock bleibt das Mädchen von nebenan. Die deutschstämmige Bratwurstliebhaberin strahlt sich seit Jahrzehnten von einem Blockbuster zum nächsten, Oscar inklusive. Auch mit 50 scheint ihre Karriere unkaputtbar zu sein. Das Geheimnis der Bullock.

Ruth Schneeberger

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Sandra Bullock

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Sollen andere die Diva spielen - Sandra Bullock bleibt das Mädchen von nebenan. Die deutschstämmige Bratwurstliebhaberin strahlt sich seit Jahrzehnten von einem Blockbuster zum nächsten, Oscar inklusive. Auch mit 50 scheint ihre Karriere unkaputtbar zu sein. Das Geheimnis der Bullock.

Um es mal grob auszudrücken: Es gibt zwei Arten von Frauen, die es in Hollywood ganz weit bringen. Die einen werden bewundert und vergöttert. Sie gelten als überirdisch und unantastbar, überstrahlen durch ihre Schönheit, Erhabenheit oder durch ihr dramatisches Talent alle Neider und spielen auch im Film oft die Diva.

Und dann gibt es Sandra Bullock.

Im Bild: Oscar-Verleihung 2011

File photo of actress Bullock at the Hollywood Walk of Fame

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Bullock ist ein ganz anderer Typ. Seit 20 Jahren gibt sie im Kino den weiblichen Kumpel. Frisch, fromm, fröhlich, frei - geerdet, humorvoll und unkompliziert. Da gibt es weniger Neider.

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Sogar wenn sie das Gegenteil spielt, wie in der Komödie Selbst ist die Braut (2009) - eine knallharte Geschäftsfrau, die ihren Untergebenen Ryan Reynolds (mit dem sie 2002 ein halbes Jahr liiert war) möglichst zickig herumkommandiert -, ist sie am Ende doch geläutert und darf wieder nett sein. Ihre Schauspielkunst ist dabei nicht immer überragend, aber meist sehr solide.

Opening Ceremony - 70th Venice Film Festival

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Das hat die Tochter einer deutschen Opernsängerin und eines US-Militärs und Gesangslehrers bis in die höchsten Kreise ihrer Zunft katapultiert - und ihr zuletzt, mit 49 Jahren, ihren bisher erfolgreichsten Film beschert: Gravity (2013). Darin fliegt sie mit George Clooney (im Bild) sehr bewegend ins All. Mindestens 70 Millionen Dollar soll sie dafür erhalten haben. Eine Rekordgage.

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Für einen der wenigen Filme, in denen sie mal nicht die humorvolle Brünette gibt, gab es dann auch gleich einen Oscar: In The Blind Side - Die große Chance (2009) spielt sie eine wertkonservative Blondine, die einem schwarzen Jungen eine große Chance gibt. Die Story beruht auf einer wahren Begebenheit - der Junge ist mittlerweile ein erfolgreicher Footballspieler. Für die Rolle erhielt Bullock 2010 auch noch den Golden Globe, den Screen Actors Guild Award und den Critics Choice Award.

Cooper greets co-star Bullock at the premiere of the movie 'All About Steve' at the Mann Chinese theatre in Hollywood

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Noch am Tag vor der Oscar-Verleihung hatte sie die Goldene Himbeere als schlechteste Hauptdarstellerin in Verrückt nach Steve (mit Bradley Cooper, im Bild) verliehen bekommen. Das sagt einiges aus über die Rolle der Bullock in Hollywood: Sie kann in richtig schlechten Filmen mitspielen - das Publikum sieht sie trotzdem immer wieder gern. Das war aber nicht immer so.

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Nachdem Sandra Annette Bullock am 26. Juli 1964 in Virginia geboren wurde, verbrachte sie ihre ersten zwölf Lebensjahre vorwiegend in Nürnberg, wo ihre Mutter am Staatstheater sang, besuchte die Waldorfschule und übernahm bald auch kleinere Rollen in Opernauftritten. Seitdem liebt sie Bratwurst und spricht deutsch mit fränkischem Akzent. Ab und zu besucht sie heute noch ihre Cousine in Deutschland - die Ehefrau von Peter Ramsauer. Zurück in den USA, brach sie 1986 zunächst ihr Schauspielstudium ab, um schauspielerische Erfahrungen zu sammeln. Was sich als äußerst schwierig erwies. Stattdessen arbeitete sie als Kellnerin, Putzfrau und Hundefrisörin. Erst als sie ihre Schauspielausbildung doch noch abgeschlossen hatte, bekam sie ihr erstes Engagement.

Die erste größere Rolle in Demolotion Man (1993) als Polizistin an der Seite von Sylvester Stallone und Wesley Snipes brachte ihr direkt die erste Nominierung für die Goldene Himbeere ein. Keine besonders vielversprechenden Aussichten für eine aufstrebende Nachwuchsschauspielerin (im Bild mit Kiefer Sutherland in Spurlos, 1993). Doch dann kam der plötzliche Durchbruch, nur ein Jahr später.

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Und zwar gleich der ganz große: In dem Actionfilm Speed spielte sie neben Keanu Reeves das nette Mädchen von nebenan. Da war sie zwar auch schon 30, rettete aber zufällig einen bombenbestückten Bus. Nach dem Mega-Kinoerfolg (der 1994 weltweit 350,4 Millionen Dollar einspielte und zwei Oscars erhielt), war Sandra Bullock auf einmal in aller Munde.

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Dementsprechend viele Filme drehte sie in den darauffolgenden Jahren, wobei sie sich bald nicht mehr nur auf das Action-Genre (im Bild: Auf die stürmische Art mit Ben Affleck, 1999) beschränkte.

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Denn Speed 2 (1997, im Bild) floppte an der Kinokasse.

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Nachdem sie für ihren Auftritt im Alkohol-Drama 28 Tage (2000, im Bild) wieder viel Häme einstecken musste, hatte Hollywood bald ein neues Genre für die Allround-Beauty gefunden: die Romantik-Komödie.

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Von Anbeginn ihrer Karriere hatte Bullock ein Talent fürs Komische bewiesen, doch bald sah man sie fast nur noch in Rüschen verpackt durchs Bild flanieren (in diesem Bild: Ein Chef zum Verlieben mit Hugh Grant).

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Was ihrer Beliebtheit aber ebenfalls keinen Abbruch tat: Ende der neunziger Jahre wurde Sandra Bullock von Preisverleihung zu Auszeichnung gereicht. Auf allen Kanälen flackerte ihr spitzbübisches Grinsen, mit ihrer Gage machte sie einer anderen großen Lächlerin in Hollywoods Traumfabrik, Kollegin Julia Roberts, damals schon größtmögliche Konkurrenz. Die war zwar zeitweise noch beliebter, drehte auch teilweise ernstzunehmendere Filme.

Im Bild: People's Choice Awards, 1999

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Aber Good old Bullock aus Good old Germany (im Bild mit Bambi, 2000), erwies sich als die robustere. Während Julia Roberts kaum noch im Kino zu sehen ist, ...

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... und auch Nicole Kidman (im Bild mit Sandra Bullock als Zauberhafte Schwestern, 1998), sich eher ins Private verlegt hat, glänzt die ältere Sandra anstelle der beiden einst hochverehrten und vielbeschäftigten Diven immer noch auf der Leinwand.

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Das liegt zum einen daran, dass Bullock von Anfang an weniger auf Schönheit, die verblassen kann, festgelegt wurde. Sondern eben eher auf Bodenständigkeit, Humor und eine Mischung aus Tüchtigkeit und Tollpatschigkeit (im Bild: Miss Undercover, 2000). Was dem Publikum Nähe und Wärme suggeriert anstelle von Bewunderung und Distanz, wie bei so vielen anderen Stars.

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Nun hätte man meinen können, auch das ewige Mädchen Sandra Bullock dürfe in Ruhe altern, eine spaßige, aber ruhige Kugel schieben und sich damit zufrieden geben, alle paar Jahre eine Million Dollar an eine Hilfsorganisation zu spenden (wie sie es nach 9/11 und nach diversen Erd- und Seebeben tat).

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Sandra Bullock wird 50:Sandra Bullock

Doch das Publikum scheint von ihr nicht genug zu bekommen: Bei den 40. People's Choice Awards Anfang 2014 wurde sie nicht nur zur "beliebtesten Filmschauspielerin", zur "beliebtesten Filmschauspielerin in einer Komödie", (für Taffe Mädels), zur "beliebtesten Filmschauspielerin in einem Drama" (für Gravity), sondern zusammen mit George Clooney auch noch als "beliebtestes Leinwandpaar" ausgezeichnet. Zudem erhielt Taffe Mädels den Preis als "beliebteste Komödie" und Gravity den Preis als "beliebtestes Drama". Sie scheint die Konkurrenz mit ihrer ostentativ guten Laune, der erfrischenden Normalität und ihrem anscheinend jederzeit verfügbaren Humor zumindest beim Publikum einfach ausgehebelt zu haben.

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Neben allem kommerziellen Erfolg und gerade wegen der Rückschläge, die es auch für Sandra Bullock immer wieder gab, bleibt als künstlerische Krönung ihres Gesamtwerks der Hauptrollen-Oscar die bisher größte Auszeichnung in ihrem Leben (im Bild: Oscar 2010). Dass sie nach jener glanzvollen Nacht, dem damals ungeahnten Höhepunkt ihrer Karriere, im zweiten Anlauf nach diversen Flops und mit 45 Jahren, ein Schicksal ereilte, wie es viele erfolgreiche Frauen nach dem Oscar-Erfolg heimsucht, nämlich dass ihr Ehemann Jesse James sich seine persönliche Bestätigung bei einer anderen Frau suchte, auch das hat sie von ihrer Erfolgstour nicht abbringen können.

Kurz vor der Scheidung hatte das Paar noch Söhnchen Louis adoptiert. Seine Eltern waren dem Hurrikane Katrina zum Opfer gefallen. Und Sandra Bullock hatte - im Gegensatz zu vielen anderen Schauspielerinnen, die zu solchen Trennungsgelegenheiten von Hollywoods Häme übergossen werden - das Publikum wieder einmal ganz auf ihrer Seite. Herzlichen Glückwunsch!

© SZ.de/rus/mkoh
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