"Berlin lebt 2" ist trotz vermeintlicher Härte ein Album voller Hilfeschreie. Die starken Momente sind keine Partyhymnen, sie sind die reine spätkapitalistische Verzweiflung: "Gib mir Tilidin, ja ich könnte was gebrauchen, Wodka E, um die Sorgen zu ersaufen", singt Samra heiser auf "Tilidin", und dann "lieber Gott, ich fühle mich so einsam". Capital Bra wirkt nicht weniger depressiv, zwischen inflationärem Luxuslabel-Dropping taucht immer wieder seine weinende Mutter auf, sitzengelassen von seinem Vater ("Zombie"). Er selbst lache zwar viel, sei aber "innerlich gefickt" und fragt sich warum "die Menschen bloß so kalt" sind. Das könnte man alles leicht als Pose abtun, aber es wirkt weit glaubwürdiger als die üblichen Deutschrap-Fabeln über Millionendeals als Pseudo-Mafiapaten (auf "Berlin lebt 2" durchaus auch vorhanden). Und jetzt stehen Samra und Capital Bra mit Mitte 20 in ihren Gucci-Trainingsanzügen da, hochgeboxt von den Berliner Randbezirken, so ziemlich jeder Song an der Chartspitze, baden in Ruhm und Aufmerksamkeit und spüren: nichts. Leere, Ausweglosigkeit. "Die Welt ist grau, ich hol' dich ab im Lamborghini babyblau" verspricht Capital Bra, "und wir fahren, und wir fahren.. ich weiß nicht wohin genau."