Britischer Popstar Sam Smith:Auffallend brav

Sam Smith

Sam Smith bei der Verleighung der Grammy-Awards.

(Foto: AP)
  • Sam Smith erhält vier Preise bei den Grammy-Awards.
  • Zweifach wurde er für seinen Hit "Stay with me" ausgezeichnet. Einen Preis bekam er als Newcomer des Jahres und einen vierten für sein Album.
  • Smith gilt als brav und zurückhaltend. Seiner Musik würde ein bisschen mehr Risiko und Wildheit nicht schaden.

Von Jens-Christian Rabe

Das war er also, der große Gewinner des wichtigsten Popmusikpreises des Jahres: der 22-jährige Londoner Sänger und Songwriter Samuel Frederick Smith alias Sam Smith. Drei der vier wichtigsten Preise gingen bei den 57. Grammys am Sonntagabend im Staples Center in Los Angeles an den jungen Briten. Für seinen im vergangenen Mai veröffentlichten Hit "Stay With Me" erhielt er die Auszeichnung für die beste Aufnahme und die für den besten Song. Außerdem wurde er zum "Best New Artist" gekürt, zum Neuling des Jahres. Nur den vierten wichtigen Grammy für das Album des Jahres bekam ein anderer: Beck.

Für Smiths Debütalbum "In The Lonely Hour" gab's zuletzt immerhin noch den Preis für das "Best Pop Vocal Album", für das beste Gesangsalbum des Popjahres. Aus heiterem Himmel ereilen einen solche Ehrungen natürlich nicht. Allein die Single "Stay With Me" verkaufte sich bislang ja nicht nur ein paar Millionen Mal, sondern war und ist auch im Radio omnipräsent. Auch das Album war ein großer kommerzieller Erfolg. In den USA etwa, dem immer noch größten Musikmarkt, kam es bis auf den zweiten Platz der Album-Charts, in Großbritannien sogar auf den ersten.

Dass sich tags drauf jedoch nicht nur in Deutschland, wo es für Smith bislang noch nicht zu vergleichbaren Erfolgen reichte, viele fragten, wer dieser Mann mit der klassischen, gelegentlich ungewöhnlich androgynen Soul-Tenorstimme eigentlich sei, hängt mit der Geschwindigkeit seines Aufstiegs zusammen. Erfolgreiche Musik zu erschaffen und aufzuführen ist im erbarmungslosen Geschäft des Pop-Entertainments schließlich nur das eine.

Skandale lieferte er bisher nicht

Etwas ganz anderes ist es, eine wiedererkennbare Star-Persönlichkeit zu etablieren. Ohne Skandale ist das in einem guten halben Jahr kaum zu schaffen. Und Skandale lieferte Sam Smith bislang wirklich nicht. Ähnlich wie die extrem erfolgreiche britische Soulpop-Sängerin Adele, mit der er auch schon verglichen wurde, gehört er zu der Sorte der braven Stars, die sich als Musiker durchsetzen wollen, nicht als wilde Aufmerksamkeitsjongleure.

Der Sohn einer Aktienhändlerin besuchte früh verschiedene Jugend-Musikschulen, war Mitglied des angesehenen Cantate Youth Choir und Schüler der britischen Jazz-Pianistin Joanna Eden. Was man so macht, als musikbegeistertes Kind mit einigem Talent.

Formvollendet beiläufig geriet dementsprechend auch sein Outing während der Grammys. Er dankte grundsympathisch seinen Eltern und schließlich auch noch dem Mann, der ihm im vergangenen Jahr während der Arbeit an Single und Album das Herz gebrochen habe, das habe ihm jetzt vier Grammys gebracht.

Auf lange Sicht dürfte diese freundliche Zurückhaltung die nervenschonendere Strategie sein. Seiner Musik allerdings könnte etwas mehr Risiko und Wildheit sicher nicht schaden. Sie ist kundig und liebevoll produziert, aber letztlich doch nicht mehr als arg formelhafter, ziemlich seichter Soul-Pop.

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