Salzburger Festspiele:Was für ein Wahnsinn

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Mitten im vierten Akt beginnt das Publikum in der Felsenreitschule vor Begeisterung mit den Füßen zu trampeln, so grandios singt Lisette Oropesa die verrückten Koloraturen der Ophelia. (Foto: Marco Borrelli)

Ambroise Thomas’ selten gespielte Oper „Hamlet“ gelingt in Salzburg furios. Auch, weil die Sopranistin Lisette Oropesa einfach alles kann.

Von Michael Stallknecht

Als die schwedische Sopranistin Christina Nilsson 1868 in der Pariser Uraufführung von Ambroise Thomas’ „Hamlet“ auftrat, staunte die Musikfachzeitung Le Ménestrel über ihren Erfolg in der Rolle der Ophélie. „Ganze Gärten“ habe man ihr bei der letzten Vorstellung der ersten Serie auf die Bühne geworfen: „Aus allen Logen prasselten Blumensträuße und Kränze wie Hagel.“ Hätte das Publikum der Salzburger Festspiele die Blumendeko vom Abendessen mitgenommen, auch Lisette Oropesa wäre wohl unter Blumen begraben worden, statt als Ophelia ins Wasser zu gehen, wie es der zugrundeliegende Stoff von Shakespeares „Hamlet“ vorsieht. Mitten in der Wahnsinnsszene des vierten Akts beginnt man in der Felsenreitschule mit den Füßen zu trampeln, muss sich Oropesa verbeugen, der Dirigent Bertrand de Billy die Fortsetzung der Vorstellung schließlich erzwingen.

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