Das ist sie also, die Sensation der diesjährigen Salzburger Festspiele: Die "Dreigroschenoper" im klanglichen Gewand des 21. Jahrhunderts, eine "einmalige Experimentalfassung" mit einer neuen Orchestrierung des britischen Musical-Experten Martin Lowe. Das Erstaunliche daran ist, dass sie überhaupt stattfindet: Dem künstlerischen Leitungsteam - Lowe, Regisseur Julian Crouch sowie Co-Regisseur und Festspielchef Sven-Eric Bechtolf - gelang es, sowohl der Weill-Foundation wie auch den Brecht-Erben nach offenbar sehr detaillierten Gesprächen ein Placet für ihre Fassung abzuringen. Ändern mussten sie nur den Namen, das Ding heißt nun "Mackie Messer - eine Salzburger Dreigroschenoper". Neben dieser wird - als Zugeständnis an die Foundation? - in Salzburg konzertant auch die "Originalfassung" unter der Leitung von HK Gruber aufgeführt.
Salzburger Festspiele:Der Dreigroschen-Flop
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Brav dekorativ: Sonja Beißwenger (Polly), Michael Rotschopf (Macheath) und Miriam Fussenegger (Lucy).
Bild: Salzburger Festspiele/Ruth Walz -
Regisseur Crouch lässt die Oper im 19. Jahrhundert spielen. Darin liegt ein gewisser Zauber, wenn auch ein sehr altmodischer.
Bild: Salzburger Festspiele/Ruth Walz -
Er verwandelt die Arkaden der Felsenreitschule in ein reizendes Schattenspieltableau. Sona MacDonald als Spelunkenjenny.
Bild: Salzburger Festspiele/Ruth Walz -
Die gemalten Pappkulissen schauen aus, als spielte Monty Python einen Roman von Charles Dickens nach.
Bild: Salzburger Festspiele/Ruth Walz -
Lowes Orchestrierung besitzt zu keiner Sekunde eine Eigenart, die über Kurt Weills Original hinausginge.
Bild: Salzburger Festspiele/Ruth Walz -
Auch der Gesang bringt keine Linderung. Die Damen sind schrill, aufgekratzt, enervierend. Die Herren sind größtenteils alberne Lackel.
Bild: Salzburger Festspiele/Ruth Walz -
Was im Original rau, poetisch, fragil und aufregend ist, wird zu stumpfsinnigen Klängen verdichtet. Die Wirkung: eine Belastung für Leib und Seele.
Bild: Salzburger Festspiele/Ruth Walz
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Bettelopern-Kitsch: Der Salzburger "Mackie Messer" in Martin Lowes Neufassung ist laut und armselig.
Von Egbert Tholl
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