Salzburg und seine Buhlschaften:Enthemmt und krawallig

Die berühmtesten Buhlschaften im Salzburger "Jedermann" in Bildern.

5 Bilder

Ulrich Tukur; Doerte Lyssewski

Quelle: SZ

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Die berühmtesten Buhlschaften im Salzburger "Jedermann".

Dörte Lyssewski war ein Weibsstück, wie es die Salzburger lieben, "stark und doch zärtlich, standhaft und dabei verletzlich", wie ein Kritiker 1999 schrieb. Sie hatte schon reichlich Theatererfahrung, in Stücken von Tschechow, Botho Strauß und Shakespeare war sie zu sehen. Und dann das schnelle, kurze Glück am Domplatz! An ihrer Seite konnte sich Ulrich Tukur, der Jedermann der Jahre 1999 bis 2001, scheinbar sicher fühlen. Ein Angeber und seine Angebetete: "Sie hatten sich beide so herzlich lieb, Spitzbübin war sie, er war ein Dieb", wie es bei Heinrich Heine heißt. Bis sich dann der Abgrund auftut, und Ulrich Tukur nur noch mit dem Tod flirten darf.

Foto: AP

Text: Christian Mayer

(Sz vom 26.07.2008/mst)

Veronica Ferres

Quelle: SZ

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Angekündigt war sie als Wunderwaffe, und sie erfüllte ihre Mission: Mit einem Schlag machte Veronica Ferres, bis dahin im Film und Fernsehen zu Hause, die Buhlschaft für ganz neue Schichten attraktiv. Und wie sie da in der Inszenierung von Christian Stückl über die Bühne tobte, wie sie liebte und litt, in einem mit Bleisatz beschwerten Kleid, das hatte schon was. Mit der Ferres kamen 2002 die Gottschalks zur Weihestunde am Domplatz, und mit den Gottschalks viele Adabeis, die sich über den reichen Mann mokierten. Jedermann und seine Muse, was für ein Spektakel. Darauf einen Champagner! Es wurde gefeiert wie selten auf der Premieren-Party. Das Leben ist ja so kurz.

Foto: AP

Nina Hoss

Quelle: SZ

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Nach der rosa Periode kam eine feuerrote Darstellerin, die allerdings auf der Bühne nicht ganz so krawallig, sondern eher feinfühlig agierte. Nina Hoss, die Sensible, früh bekannt als Mädchen Rosemarie und später als weiße Massai, gab weniger das pralle Lustweib, sondern gab dem feisten Kerl mit seinen Geldsäcken graziös den Laufpass. Wenn es regnete, was bei den Salzburger Festspielen 2005 und 2006 einige Male vorkam, überzeugte sie auch auf der Bühne des Festspielhauses, wo die Kulisse etwas weniger grandios ist. Nina Hoss wirkte als Buhlschaft sehr erstaunt über den raschen Verfall ihres Liebhabers, sie umtänzelte den Jedermann, als sei sie selbst ein höheres Wesen.

Foto: ddp

Marie Bäumer

Quelle: SZ

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Was war das für ein Theater um Marie Bäumer im Festspieljahr 2007! Als gäbe es sonst nichts aus Salzburg zu berichten, stürzten sich die Medienleute und Fotografen auf die wilde Marie. Und die Schauspielerin ließ sich nicht lange bitten, sie spielte so frech und frei wie weiland im "Schuh des Manitu", sie wirbelte den ganzen Staub der Hofmannsthal'schen Moralbotschaft auf. Sie hatte, so schien es, einen Mordsspaß an ihrem überdrehten Kleid, am Blütenmeer, der prachtvollen Tafel, den Gästen auf der Bühne. Marie Bäumer war die richtige Frau für ein theatralisches Festmahl, doch dann war sie plötzlich wieder weg. Ihre kurze Buhlschaft währte nur einen Sommer.

Foto: dpa

Sophie von Kessel

Quelle: SZ

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Sie ist eine eher besonnene Verführerin, mit einer Vorliebe für die philosophische Reflexion und das Kammerspiel. Die Diplomatentochter Sophie von Kessel, neue Buhlschaft von Salzburg, zählt nicht zu den dröhnenden Luxusweibern, aber mit der Darlegung ihrer Reize dürfte auch sie kein Problem haben. Ihr blaues Kleid, das ein wenig unterkühlt wirkt, ist ein Novum in der Jedermann-Geschichte. Sophie von Kessel hat bereits verraten, wie sie ihre Rolle versteht: Die Buhlschaft steht immer ein wenig am Rande der Gesellschaft, auch als Geliebte. Sie gehört nie ganz zum Kreis der enthemmten Zecher. Aber sie hat Lust, sich endlich einmal gehenzulassen, allerdings nur, solange es gut läuft.

Foto: dpa

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