Es klang schon bisschen merkwürdig, dass ausgerechnet ein französisches Modelabel die Ouvertüre zum diesjährigen Salone del Mobile spielen sollte. Aber weil dort zuletzt und auch wegen der Pandemie viel über Veränderungen diskutiert wurde und darüber, ob eine gigantische, analoge Möbelmesse überhaupt noch zeitgemäß wäre, dachte man: Aha, das ist jetzt wohl eine von diesen Veränderungen, und fuhr also spornstreichs in den Palazzo Citterio zu Dior. Dort gab es aber zunächst nur Dior-typische Sachen zu sehen, sprich dünn gewachsene Menschen mit ernsten Gesichtern, die einen irgendwann mit geheimnisvollen Gesten aufforderten, ihnen in den Keller zu folgen. Da stand, sauber mit Mindestabstand aufgereiht in einer pulsierenden Lichtshow und mit Effektnebel, der Grund für diese Heimlichtuerei: ein Stuhl aus Aluminium, in gefälliger Form, angelehnt an den historischen Medallion-Chair und wahlweise mit Armlehnen oder ohne. Erdacht hat ihn, natürlich, Philippe Starck, und in der einfachsten Ausführung wird er angeblich über 1500 Euro kosten, die Version mit poliertem Goldfinish ist noch viel teurer. Nahe hintreten an den französischen Thron in Leichtbauweise durfte man als Betrachter nicht. Mal probesitzen? Undenkbar!
Möbelmesse in Mailand:Es werde schlicht
Zwischen goldenen Stühlen und Kuschelmuschel: Notizen vom Salone del Mobile in Mailand.
Von Max Scharnigg
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