Sachbuch:Spielplatz für Hacker

Mit Scratch wird das Programmieren leicht gemacht. Das Bauprinzip erinnert an die Konstruktionsweise von Lego-Steinen. An Beispielprojekten lernen die jungen Leser eine digitale Grußkarte zu erstellen , die "Bugs" zum Leben erweckt.

Von Bernd Graff

"Scratch" heißt eine Programmiersprache, die Kinder in die sperrig und manchmal ein wenig abschreckende Welt der Computercodes einführen will. Scratch gehört zu den grafischen Programmiersprachen, nicht den textbasierten. Befehle werden in Form von bereits fertig programmierten Blöcken miteinander kombiniert, der faktische Code dahinter muss nicht mehr geschrieben werden. Das ist ziemlich kinderfreundlich, weil es einen spielerischen Zugang ermöglicht, der von Beginn an keine Code-Alphabetisierung erfordert, sondern sofort die Kreativität anspricht. Entsprechend gibt es eine weltweit florierende junge Community, die ihre Projekte online umsetzen und austauschen kann. Scratch ist ein Welt-Spielplatz mit gehobenem Hacker-Anspruch. Denn tatsächlich bewirkt auch diese visuelle, sehr unterhaltsame Herangehensweise, dass man die zwingenden Logiken der Computerprogrammierung dahinter versteht und erlernt. Wer sich nicht an die Verfahrensvorschriften hält, erstellt auch mit Scratch keine funktionierenden Programme.

Das Bauprinzip mit blockartigen Codestücken erinnert an die Konstruktionsweise von Legosteinen. Das ist nicht zufällig so. Mitch Resnick, ein amerikanischer Professor für Lernforschung, der unter anderem am "MIT Media Lab" wirkt, hat vor Scratch auch schon mit der Firma Lego Software für Kinder entwickelt. Er und das Scratch-Team haben die browserbasierte Software-Umgebung für Scratch gestaltet, die Kinder und Erwachsene ohne weitere Software sofort plattform- und ortsunabhängig bespielen können.

Darum stößt der Carlsen-Verlag mit dem Buch "Einfach Programmieren lernen mit Scratch" in eine Welt vor, die bestens vorbereitet ist. Und ja, Scratch ist eine echte Programmiersprache, die funktioniert. Darum leistet das von Diana und Philipp Knodel betreute Buch über fünf ausführlich betreute Beispielprojekte vor allem Einstiegshilfe in die offene Welt der Scratch-Programmierung. Es verlängert sich für die Leser ab 8 Jahren also notwendigerweise ins Netz hinein. Denn nur dort spielt - auch im Wortsinn - die Musik.

So lernen die jungen Leser eine digitale Grußkarte zu erstellen, die "Bugs" zum Leben erweckt. Bugs, eigentlich Programmierfehler, sind hier skurrile Gestalten, die ihr Eigenleben in allen Projekten führen dürfen, wenn man sie denn dazu programmiert. Dann organisieren sie auch eine BUG-Meisterschaft. Die Bugs lernen sprechen, man kann sie animieren, kleiden, in verschiedene Umgebungen bringen. Programmierprojekte werden über den Browser angesteuert und gespeichert, das Browserfenster ist dann auch die Bühne für die Testläufe der eigenen Programme. Fehler werden sofort ersichtlich, die Korrektur kann ebenso schnell erfolgen.

Der Drag-and-Drop-Programmierstil ist dabei eine leicht handhabbare Methode, in die Scratch-Konzeption, aber auch in die Programmierung von Computern einzuführen. Es ist wohl nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, dass zukünftige Hacker ihr Handwerk "from the scratch" gelernt haben können/müssen. (ab 8 Jahre)

Diana Knodel, Philipp Knodel, Jan Radermacher (Illustrationen): Einfach Programmieren lernen mit Scratch. Carlsen Verlag, Hamburg 2020, 96 Seiten, 14,99 Euro.

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