Sachbuch:König Kohle

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Kurz bevor die letzten Zechen schließen, erklärt Franz-J. Brüggemeier, wie das Grubengold ein Zeitalter prägte.

Von Michael Frank

Vor langen Jahren, als der Verfasser dieser Rezension aufs Gymnasium kam, stieß er auf Abgesandte eines glorreichen Schattenreiches. Diese Schulkameraden kämen aus Gegenden, so raunte es, in denen der Himmel grau statt blau sei, in denen die Wäsche auf der Leine im Garten schwarz würde statt weiß, wo am Horizont, wenn er denn sichtbar sei, nicht das Morgenrot sondern die Glut der Hochöfen und Kokereien schimmere. Sie kamen aus Städten namens Duisburg und Dortmund, Wanne-Eickel und Castrop. Doch das waren keine armen Teufel, die Düsternis ihrer Herkunft hatte nicht den Geschmack von Dreck und Umweltelend, sie hatte den Adel des schwerindustriellen Rittertums. Diese Jungs hatten im Kreise der Kameraden stets den Nimbus der Elite, kamen sie nun aus einem Bergarbeiterhaus oder aus einer Kohlebaronvilla, Hauptsache sie kamen irgendwie aus dem Reich der werteschaffenden Düsternis.

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