Thalia-Theater Hamburg:Wer zu spät kommt, den bestrafen die Götter

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Ajax (Maja Beckmann) fühlt sich nach Odysseus (Nils Kahnwald) als ewiger Zweiter – und hat keine Lust mehr. (Foto: Krafft Angerer)

Christopher Rüping inszeniert am Thalia-Theater Hamburg „Ajax und der Schwan der Scham“, einen Abend über die Schande, Zweiter zu sein. Gute Idee, aber nur zweitbestens umgesetzt.

Von Till Briegleb

Eigentlich sind es merkwürdige Gesellschaften, in denen es die größte Schande nicht etwa ist, Letzter zu werden, sondern Zweiter. Cäsars berühmte Ehrgeizbeschreibung, er wolle lieber der Kopf einer Fliege sein als der Schwanz eines Löwen, hat auch den Krieger Ajax so gequält, dass er Amok lief, als er zum zweiten Mal Zweiter wurde. Immer musste er im Schatten des großen Achill stehen, und als er dessen Leichnam allein aus den Händen der Trojaner rettete, wurde nicht ihm dessen Kriegszeug vererbt, sondern Odysseus. Da schritt er zum Blutbad unter den Griechen, und nur dank göttlicher Umnachtung wurde daraus lediglich ein Blutbad unter griechischen Schafen. Als Ajax sah, dass auch die Rache misslungen war, entleibte er sich, natürlich buchstäblich.

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