Royal Ballet London:Ohne Hauschoreograf

Von Dorion Weickmann

Liam Scarlett, seit 2012 Hauschoreograf des Royal Ballet London, ist seinen Job los. Wie es in einer dürren Pressemitteilung aus Covent Garden hieß, werde er "nicht mehr mit und nicht mehr für" die Kompanie arbeiten. Vorausgegangen war eine Untersuchung aufgrund von "Me Too"-Vorwürfen gegen den Mittdreißiger, die im August vergangenen Jahres erhoben worden waren. Schon damals beurlaubte das Royal Ballet seinen Artist in Residence, ohne dies öffentlich zu machen. Eine Anwaltskanzlei wurde mit der Aufklärung der Anschuldigungen betraut, die teils mehrere Jahre zurückliegende Vorgänge an der Royal Ballet School betrafen. Wie das Opernhaus nun erklärte, wurden dabei "keine verfolgungsrelevanten Tatbestände" ermittelt. Mehr werde man "zum Schutz der Betroffenen" nicht mitteilen. Eine höchst dubiose Affäre, wie englische Tanzkritiker unisono befinden. Immerhin galt Scarlett als Hoffnungsträger der Truppe, manche sahen in ihm bereits den künftigen Tanzdirektor der Königlichen. Der Choreograf selbst hüllt sich in Schweigen. Ob sich sein Absturz auch auf die Zusammenarbeit mit Häusern in Australien und den USA auswirkt, an denen er regelmäßig tätig war, bleibt abzuwarten.

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