Gehört, Gelesen, Zitiert:Rousseau im Lockdown

Wie der französische Aufklärer einmal beschloss, der Gesellschaft zu entsagen und stattdessen als Eremit zu leben.

Von SZ

Nachdem Rousseau in einem berühmte Essay das Leben als Eremit als einzig freiheitliche Lebensform entworfen hat, bezieht er eine Einsiedelei in dem weitläufigen Garten von Louise d'Epinay. Auch sie will, beeindruckt von Rousseaus Schriften, dem gesellschaftlichen Leben in Paris entsagen. In der Juli-Ausgabe von Sinn und Form erzählt der Historiker Jürgen Overhoff, wie das Vorhaben gelingt: Louise d'Epinay wird so häufig von dem Schriftsteller Friedrich Melchior Grimm besucht, dass er de facto bei ihr einzieht, Diderot besucht wiederum Grimm, und Rousseau lebt mit seiner Geliebten Thérèse zusammen. Von Einsamkeit kann keine Rede sein:

"Dennoch beschreibt er seinen Aufenthaltsort als einsame Wildnis, in der es sich lebt "wie am Ende der Welt". Das ist eine maßlose Übertreibung. Paris ist für den Fußgänger nur vier Stunden entfernt. Diesen Weg legt Rousseau von Zeit zu Zeit durchaus zurück - wenn es ihm in den Sinn kommt oder wenn bestimmte Geschäfte erledigt werden müssen. Doch sobald er über seine Zuflucht schreibt, dann klingt es, als lebe er ausschließlich in der entrückten Natur, im Hain der Nachtigallen, umgeben vom Duft der Veilchen."

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