Schon dass er Ror Wolf hieß, war ein Kunstgriff. Eigentlich war sein Name Richard Georg Wolf, und er wurde 1932 im thüringischen Saalfeld geboren. Aber durch die anagrammatische Verkürzung zu Ror machte der Autor klar, wie wenig er damit zu tun haben wollte. Dass der 2020 im Alter von 88 Jahren verstorbene Schriftsteller eine Art Tagebuch geschrieben hat, ist deshalb eine spektakuläre Entdeckung. Seine Kunst war immer freischwebend, abseits aller autobiografischen Erfahrungsverarbeitung, und seine Texte entsprachen derselben Ästhetik wie seine aus Fundstücken zusammengeschnitzelten Collagen, die an den großen Surrealisten Max Ernst anschlossen, ihn aber bis ans Ende des Jahrhunderts katapultierten.
Ror Wolf: "Tagebuch":"Ausblicke angenehm traurig"
Lesezeit: 5 min
"Anstelle der Vermeidung übermäßiger Gefühle wird die Förderung gespielter Gefühle empfohlen": Ror Wolf spielt Tischfußball in Mainz.
(Foto: Sämmer/imago images)Dem Leben dabei zuschauen, wie es zu Kunst wird: Ror Wolfs Tagebuchnotizen sind intim und zugleich Teil einer bundesdeutschen Kulturbetriebsgeschichte.
Von Helmut Böttiger
SZ-Plus-Abonnenten lesen auch:
Erzbistum Vaduz
Im dunklen Hinterhof der katholischen Kirche
Gesundheit
"Eine gute Beweglichkeit in der Hüfte ist das Beste für Ihr Knie"
Liebe und Partnerschaft
»Zu Beginn verschmelzen Menschen oft regelrecht«
Essen und Trinken
"Man muss einem Curry in der Zubereitung viel Aufmerksamkeit schenken"
Gesundheit
"Im kalten Wasser zu schwimmen, ist wie ein sicherer Weg, Drogen zu nehmen"