Buchtipps zu Weihnachten:Die besten Romane zum Fest

Eine Erzählung aus dem Höllenschlund des Patriarchats, eine Meditation über die Absurdität des Krieges und der politische Roman der Zeit über die Finanzwelt. Empfehlungen aus der Redaktion.

Von SZ-Autoren

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Angelika Klüssendorf: Jahre später

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Quelle: SZ

Das Vergangene ist immer gegenwärtig, tritt geisterhaft in die Gegenwart, als Erinnerung, Tagtraum, Déjà-vu. Der Vater soff und schlug die Mutter, die Mutter prügelte die Kinder. Die Erziehungsmaschinerie der DDR schob April dahin und dorthin, nährte in ihr einen Kobold, der sich Anweisungen reflexartig widersetzte. "Jahre später" ist ein kunstvoll konzentrierter, suggestiver, hochironischer Gesellschaftsroman. Auch wer die Vorgänger "Das Mädchen" (2011) und "April" (2014) nicht kennt, versteht die Heldin im neuen Roman sofort.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Jens Bisky.

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Virginie Despentes: Das Leben des Vernon Subutex (Bände I-III)

Despentes

Quelle: Kiepenheuer und Witsch

Aus der Geschichte des Plattenverkäufers, der reihum bei seinen Freunden unterschlüpft, wurde ein Riesenroman über die kollektive Depression der französischen Gesellschaft. Ihre Trilogie hat Despentes vom Punk zur renommierten Literatin gemacht. Sie erzählt von Menschen am Rande der Gesellschaft - in deren Welt kennt sie sich aus.

Lesen Sie hier ein Interview mit der Autorin im SZ Magazin.

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Jesmyn Ward: Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt!

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Quelle: SZ

Was für ein Buch! Was für eine Geschichte! Elend und Poesie, knochenharte Tatsachen, Geister und Magie, Leben und Tod, sie liegen in Jesmyn Wards Roman ganz nah beieinander. Mit schnellen Dialogen, farbig, einfühlsam und voller Sinnlichkeit erzählt Ward von seit Jahrhunderten gesellschaftlich sanktionierter Rückständigkeit und Brutalität - aber eben auch von der Kraft derer, die sich ihr nicht ergeben wollen, Opfer und Nicht-Opfer zugleich.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Frauke Meyer-Gosau.

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Ottessa Moshfegh: Mein Jahr der Ruhe und Entspannung

Ottessa Moshfegh Rest and Relaxation

Quelle: Liebeskind

Es gibt genau zwei Dinge, die in der Ich-Erzählerin aus Ottessa Moshfeghs neuem Roman so etwas wie Freude auslösen: Filme mit Whoopie Goldberg und Beruhigungstabletten. Warum aber sehnt sich diese New Yorker Mittzwanzigerin so sehr danach, ins süße Nichts des Schlafs abzutauchen? Moshfeghs Sprache wechselt souverän zwischen kalter, analytischer Präzision und feiner Melancholie. Und ihre Figuren sind all ihrem Elend zum Trotz wahnsinnig komisch.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Luise Checchin.

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Arno Geiger: Drachenwand

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Quelle: SZ

An den Ufern des Mondsees, über dem die Drachenwand thront, neben sich den schon seines Namens wegen freundlicher wirkenden Schafsberg, kommt ein Häufchen vom Krieg Versprengter zusammen - und lebt dort in einem bedrohten Idyll. Unter ihnen Protagonist Veit Kolbe, dessen Gemüt sich allmählich aufheitert. "Unter der Drachenwand" ist ein großer Schritt im Werk Arno Geigers und eine gültige Meditation über die Absurdität des Krieges: "seltsam, man nimmt geduldig an einem Ereignis teil, das einen töten will". Kein Wunder, dass so viele davor fliehen.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Meike Fessmann.

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María Cecilia Barbetta: Nachtleuchten

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Quelle: S. Fischer

Argentinien vor Anbruch der grausamsten Militärdiktatur, die der Kontinent bis heute gesehen hat. Über den Akteuren schwebt eine auf beinahe jeder Seite spürbare, diffuse Angst, die Furcht vor etwas Kommendem, ohne dass die Figuren wüssten, was dafür der Grund und die Folgen wären. Ihren Lesern verlangt María Cecilia Barbetta zwar eine gehörige Portion Mitwirkung und Mitwisserschaft ab. Im Dunkeln tappen müssen sie dennoch nicht, sondern werden am Ende den mit allen Wassern der Kunst gewaschenen, fein durchwirkten, in seinem Figuren-, Stimmen- und Formenreichtum kein Register auslassenden Roman nicht wieder aus der Hand legen wollen. Barbettas Roman ist ein Stück Weltliteratur, das alle Unterscheidungen und Hierarchien von Zentrum und Peripherie hinter sich gelassen hat.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Volker Breidecker mit SZ Plus.

7 / 11

Alexander Schimmelbusch: Hochdeutschland

Alexander Schimmelbusch Hochdeutschland Klett-Cotta

Quelle: Klett-Cotta

Alexander Schimmelbuschs Roman "Hochdeutschland" ist die deutsche Antwort auf Michel Houllebecqs "Unterwerfung" - und der politische Roman der Zeit. Im Mittelpunkt steht Victor, Investmentbanker und supersmarter kaputter Schnösel. Das Buch blickt so kundig wie kühl auf herrschende Finanzökonomie und Wirtschaftspolitik. Inklusive eines irren Manifests für ein "entschlossenes Wir".

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Jens-Christian Rabe.

8 / 11

Elena Ferrante: Lästige Liebe

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Quelle: SZ

In Ferrantes 1992 erschienenem Debütroman versucht die Protagonistin Delia, den Tod ihrer Mutter aufzuklären, und gerät tief hinab in ihre trügerischen Kindheitserinnerungen. Neapel verwandelt sich in den Höllenschlund eines alten Patriarchats. Ihre Leser entlässt Ferrante erschüttert und emanzipiert wie nach einer guten Psychoanalyse.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Kathleen Hildebrand.

9 / 11

William Finnegan: Barbarentage

William Finnegan Barbarentage Suhrkamp

Quelle: Suhrkamp

"Barbarentage" ist das mehr als 500 Seiten dicke Protokoll einer Besessenheit - vom Surfen. William Finnegan, als Kriegsreporter für den New Yorker bekannt geworden, erzählt von seiner mehr als 50 Jahre währenden Leidenschaft und wurde mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Zu Recht. "Barbarentage" ist ein mitreißendes Abenteuerbuch, das von Selbsterprobung und Angst, von Prahlerei und Lebensgefühl und vom erhabenen Schauer des tödlichen Risikos erzählt, ohne dabei in das Pathos des Heroischen zu verfallen.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Christoph Schröder.

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Lisa Halliday: Asymmetrie

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Quelle: SZ

In ihrem meisterhaft komponierten Debütroman "Asymmetrie" stellt Lisa Halliday die Machtverhältnisse bloß, die ihr Buch ermöglichten. Die Schriftstellerin hatte in den frühen Nullerjahren eine Beziehung zu dem sehr viel älteren Schriftsteller Philip Roth. In drei Teilen verwebt Halliday Biografisches mit Fiktivem so geschickt, dass sich das eigentliche Thema erst in der letzten Zeile offenbart: Philip Roths Libido.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Felix Stephan.

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Matthias Senkel: Dunkle Zahlen

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Quelle: Matthes & Seitz Berlin

Selten geht es in der Gegenwartsliteraur so witzig und durchtrieben zu: In seinem zweiten Roman "Dunkle Zahlen" erzählt Matthias Senkel von der Computerwelt der späten Sowjetunion. Das Schlüsselmodul, das dabei in die Romanwelt hineinführt, ist die fiktive internationale Spartakiade junger Programmierer, die 1981 erstmals nach dem Vorbild der Leichtathletik- und der Schachwettbewerbe stattfand. Matthias Senkel verdanken wir einen Roman, der aussieht wie eine Rechenmaschine, aber eine Geistergeschichte über die verblichene Sowjetunion erzählt.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Lothar Müller mit SZ Plus.

© SZ.de/cag/jlag/stein
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