Süddeutsche Zeitung

Roman:Saftlos

Tex Rubinowitz lernt von Madonna: Ein postmodernes Wechselspiel zwischen Fiktion und Realität, gepaart mit ausgeprägter Pop-Attitüde und einem Erzähler, der in einer Schaffenskrise steckt. Wie bitte?

Von Tobias Lehmkuhl

Tex Rubinowitz heißt der Erzähler von Tex Rubinowitz' neuem sogenannten Roman "Lass mich nicht allein mit ihr". Er ist selbst verkappter Romanautor, zudem Drehbuchschreiber mit ausgeprägtem Faible für die Schauspielerin Anja Kruse - bekannt unter anderem aus der TV-Serie "Forsthaus Falkenau". Dieser Erzähler-Rubinowitz steckt in einer Schaffenskrise, führt lange Gespräche mit seinem Lektor, macht sich über Sascha Lobo und Daniel Kehlmann lustig und weiß überdies, wo man in Berlin besser kein Bier trinkt.

Er lässt Musikkritiken des Autors Tex Rubinowitz in seinen Textfluss einfließen, begegnet schließlich der verehrten Frau Kruse und auch seinem eigenen Doppelgänger. Der heißt allerdings Abdul und stranguliert sich selbst, wie es derzeit in deutschen Romanen immer häufiger vorkommt, beim Masturbieren, und zwar in Kruses Kleiderschrank.

Wie bitte? Postmodernes Wechselspiel zwischen Fiktion und Realität, gepaart mit ausgeprägter Pop-Attitüde? Wie ausgelutscht ist das denn? Bis zum Geht-nicht-mehr, würde Rubinowitz sicher zugeben, doch halt, er schreibt es sogar ständig selbst. Du hast nichts zu erzählen, bekommt sein Held allenthalben an den Kopf geworfen, aber dieses Nichts-zu-sagen-Haben scheint doch ungeheuer mitteilenswert zu sein: "Da konnte ich ja auch gleich über mich selbst schreiben oder mich, igitt, neu erfinden, wie Madonna sich ja auch immer neu erfindet, wer weiß denn schon, ob sie nicht nächstes Jahr ein Entsafter ist?"

Warum Sie diesen Schwall altbackener Nichtigkeiten und lahmer Witzchen lesen sollten, muss Ihnen auch jemand anderer verraten.

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Quelle:
SZ vom 29.03.2017
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