Der Mord an Sharon Tate war nach dem Mord an seiner Mutter die zweite Tragödie im Leben Roman Polanskis. Der Regisseur zog sich für zwei Jahre aus dem Filmgeschäft zurück und drehte erst 1971 seinen nächsten Film - ein blutige Version des Shakespeare-Stoffes "Macbeth".
1974 meldete sich Polanski mit "Chinatown" zurück - einem Werk, das in die Filmgeschichte eingehen sollte. "Chinatown" war der erste Neo-Noir Film und der letzte große Studiofilm Hollywoods. Jack Nicholson schaffte darin den Durchbruch zum Superstar.
Für die Dreharbeiten des 30er-Jahre-Krimis versammelten sich mit Nicholson, Faye Dunaway, John Huston, Drehbuchautor Robert Towne und nicht zuletzt Roman Polanski selbst lauter Exzentriker, was die Arbeit am Film erheblich belasten sollte. Unter anderem soll Polanski der als schwierig geltenden Dunaway nach Informationen der BBC eine Flüssigkeit ins Gesicht gespritzt haben, bei der es sich um Nicholsons Urin gehandelt haben soll.
Doch das Ergebnis lohnte all die Dissonanzen: "Chinatown" wurde von der Kritik und vom Publikum mit Ovationen gefeiert. Wie schon bei "Rosemaries Baby" war es Polanski gelungen, ein Genre neu zu definieren: "Man ist ständig an 'The Big Sleep' oder an den 'Malteser Falken' erinnert", schrieb die Süddeutsche Zeitung in ihrer damaligen Besprechung des Films unter Anspielung auf die großen Noir-Filme der Vierzigerjahre. Doch in seiner inszenatorischen Brillanz sei "Chinatown" den großen Vorbildern sogar überlegen: "Mit atemberaubender Geschicklichkeit verpackt Polanski Informationen in scheinbar nebensächlichen Szenen, ohne je die verwirrende Atmosphäre aus Wagemut, Täuschung, Gefahr und Faszination zu zerstören", so die SZ damals.
Chinatown wurde 1975 elf Mal für den Oscar nominiert, doch nur Drehbuch-Autor Robert Towne bekam den Academy Award schließlich. Er hatte für das Script fünf Jahre lang recherchiert.
Szene aus "Chinatown" mit Jack Nicholson und Faye Dunaway.