"Rollenbibliothek Anima Mundi":Vom Reiz des Verschließens

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In der Rollenbibliothek "Anima Mundi" sind 210 eingerollte Gemälde, die aufeinander Bezug nehmen, elektronisch abrufbar. (Foto: Blazejewski. VG Bild-Kunst Bonn 2018)

Die Bibliothek gemalter Bilder von Zygmunt Blazejeweski im Ägyptischen Museum in München.

Von Gottfried Knapp

Bevor im 4. Jahrhundert die Menschen anfingen, Texte und Bilder auf Einzelblätter zu verteilen und in Codices buchartig übereinanderzulegen, war alles, was bis dahin handschriftlich fixiert worden war, auf Rollen geschrieben, die beim Lesen entweder von links nach rechts oder aber von oben nach unten aufgerollt wurden. Alle antiken Kulturen haben sich dieser Methode des Überlieferns und Genießens von Texten und Bildern bedient. Das Buch, wie wir es heute kennen, ist eine vergleichsweise späte Erfindung. Und wenn wir jetzt noch hinzufügen, dass in den uralten Hochkulturen von China und Japan Bildwerke immer schon auf Rollen gemalt oder gezeichnet worden sind, auf Seidenstoff- oder Papierbahnen, die nur bei Bedarf geöffnet und aufgehängt wurden, dann fragt man sich, warum bei uns in Europa das sperrige Tafelbild über Jahrhunderte zur beherrschenden Form der bildnerischen Darbietung werden konnte.

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