Roches "Feuchtgebiete" als Theaterstück:Lady Matschbeth

Das deutsche Regietheater stellt sich der letzten Herausforderung und bringt Charlotte Roches Roman "Feuchtgebiete" auf die Bühne. Premiere ist am 27. September im Neuen Theater in Halle.

Sarah Ehrmann

Die einen wandten sich angeekelt ab, die anderen fühlten sich zu einer Debatte über einen Neuen Feminismus berufen: Selten hat ein Roman bei den Lesern so heftige Reaktionen ausgelöst wie Charlotte Roches "Feuchtgebiete" mit seiner Protagonistin Helen, die ihren Ohrenschmalz isst, ihre Körperausscheidungen bevorzugt an öffentlichen Orten verteilt.

Roche, ddp

Provoziert gerne: Charlotte Roche.

(Foto: Foto: ddp)

Jetzt stellt sich das deutsche Regietheater dieser letzten Herausforderung und bringt "Feuchtgebiete" auf die Bühne. Wie das aussehen soll, ist noch geheim, doch ab dem 27. September dieses Jahres im Neuen Theater in Halle zu begutachten.

Noch vor knapp zwei Monaten wollte Charlotte Roche von darstellenden Umsetzungen ihres provokanten Buches nichts wissen. "Wer sollte das sehen wollen?", fragte sie bei ihren Lesungen. Doch offenbar hat sie ihre Meinung geändert. In einem knallorangefarbenem Kasten steht "Feuchtgebiete - nach dem Roman von Charlotte Roche" im Online-Spielplan des Neuen Theaters Halle, Aufführungsort: In der Werft. Nach einem Bericht von Bild soll Christina Friedrich die Regie übernehmen.

Helena Rose, Pressesprecherin des Dumont-Verlags, in dem "Feuchtgebiete" erschienen ist, hält sich zurück mit Erklärungen zum Meinungswechsel der Autorin: "Vielleicht war Frau Roche skeptisch, vielleicht ist sie es immer noch. Aber sie hat sich den Angeboten nicht in den Weg gestellt."

Auch von Einschränkungen Roches, die das Drehbuch betreffen könnten, weiß Rose nichts. Nur dass viele Theater und Filmproduktionsfirmen die Rechte an dem umstrittenen Roman angefragt hatten - so eben auch das Neue Theater Halle, das als erstes den Zuschlag bekam. "Die Gespräche über weitere Anfragen laufen noch, und in dieser Zeit sagen wir nichts dazu", sagt Helena Rose.

Für das Neue Theater ist die Roche-Sache eingetütet. Und alle - Theatermitarbeiter wie Charlotte Roche - sind munter in die Sommerpause gefahren. Es bleibt offen, wie realistisch die körpersaft-triefenden Erkundungstouren der Protagonistin durch ihren eigenen Körper auf der Bühne dargestellt werden. Vor leeren Rängen werden die Schauspieler sicherlich nicht spielen müssen: Die Verkaufszahlen von 700.000 "Feuchtgebiete"-Exemplaren haben ja sogar die Autorin überrascht.

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